Während wir gemütlich beim Frühstück saßen, kam uns Pegah abholen. Pegah hatte sogar Gastgeschenke mit: Datteln, Safran und als ob sie Mel kennen würde persischen Kaffee. Wir fanden Pegah und den Fahrer Mohsen auf Anhieb sympatisch. Unsere Tour sollte uns dem Damavand – dem höchsten Berg des Orients – sehr nah bringen.

Mit dem Auto sollte es auf 2500m hoch gehen und vor dort war eine Wanderung auf 3000m zu einem Camp geplant. Für den Fall der Fälle hatte Pegah auch Schlafsäcke mit gebracht und wir hätten im Camp übernachten können. Gegen 09:00 Uhr fuhren wir los. Unterwegs hielten wir an einer Moschee an und konnten den Blick über das Tal schweifen lassen. Wir holten noch Wasser und Mel’s obligatorischen Kaffee. Während die Mädels sich noch verquatschten, alberten die Jungs trotz Verständigungsproblemen miteinander herum und täuschten vor, ohne die Mädels weiterzufahren.

Einige Kilometer später hielten wir an einem Wasserfall an, unweit einer Nestlé Wasserfabrik. Von dieser Stelle aus hatten wir schon einen relativ guten Blick auf den Damavand. Wir näherten uns über eine Schotterpiste, die steil bergauf ging, dem eigentlichen Startpunkt unserer geplanten Wandertour. Leider war der Guide am Berg unterwegs und nicht zu erreichen, weil zwei Tage zuvor das Kommunikationsnetz ausgefallen war – nichts ging mehr: kein Handyempfang, kein Telefon, nichts. Dementsprechend konnte Pegah ihn weder anrufen noch per WhatsApp kontaktieren. Leider mussten wir deswegen wieder umkehren. Leichte Bestürzung machte sich im Auto breit. Und insbesondere Pegah war enttäuscht, weil sie Perfektionistin ist und uns eine wundervolle Tour bieten wollte.

Ein Plan B musste her. Auf dem Rückweg nach Teheran hielten wir an einem Restaurant, um Mittag zu essen. Mel konnte ihr Essen leider nicht genießen, weil sie urplötzlich Zahnschmerzen plagten. Pegah und Mohsen wollten gleich Schmerztabletten besorgen, jedoch war die einzige Apotheke geschlossen. Andreas kramte im Geldbeutel herum und fand etwas, dass wie eine Tablette aussah – vielleicht war es eine alte Schmerztablette. Viel half sie nicht – der berühmte Placeboeffekt setzte nur bedingt ein.

Unterwegs hielten wir letztendlich an einer Wiese, wo sich bereits viele Einheimische tummelten, da wir uns im langen Wochenende befanden. Während Mohsen am Auto wartete und Kräuter sammelte, wanderten Pegah, Andreas und Melanie eine Anhöhe hinauf. Wir waren dem Damavand doch noch recht nah gekommen und genossen die Ruhe während wir durch die grüne Landschaft streiften und unsere Blicke in Richtung Damavand schweifen ließen. Pegah hatte reichlich Snacks dabei, sodass wir vor dem Abstieg noch Energie tanken konnten.

Vorab: Wir hätten den gleichen Weg zurück zum Auto nehmen sollen, den wir zuvor für den Aufstieg genommen hatten. Wir gingen einen, zunächst, scheinbar besseren Weg hinab. Während Melanie gazellengleich über Stock und Stein und unter Büschen hindurch schwebte, fielen Pegah und Andreas mehrfach hin. Einige Stürze später kamen wir unten an. Mohsen wartete schon mit Sandwiches auf uns.

Nach dem Abendimbiss fuhren wir nach Teheran. Eigentlich lagen wir gut in der Zeit, um noch den Nachtbus nach Tabriz zu kriegen. Dank dem üblichen abendlichen Verkehrchaos in Großstädten, wurde es jedoch zeitlich doch noch ziemlich knapp. Am Hotel angekommen, holten wir schnell unser Gepäck ab. Danach hieß es Abschied nehmen – vorerst von Mohsen. Pegah bestellte ein Snapp und wir erreichten noch rechtzeitig einen der vier riesigen Busbahnhöfe.

Nach Pegah’s Aussage war das der kleinste und ruhigste – aha. Leider fanden Pegah und Mel auf diesem „kleinen“ Busbahnhof (Emam Khomeini) den Ticketschalter nicht sofort, während Andreas unser gesamtes Gepäck schleppen durfte und fast zusammenbrach. Zum Glück fuhren etliche Busse nach Tabriz. Für die obligatorischen 10-12 Euro kauften wir schnell zwei Tickets und mussten uns dann von Pegah verabschieden. Weil die Tour nicht nach Pegah’s Plan verlaufen war, wollte sie kein Geld für die Tour. Wir fühlten uns reichlich unwohl dabei und wollten ihr wenigstens einen Teil der Tour und des schönen Tages bezahlen, aber sie wollte partout kein Geld annehmen. Mehrere Umarmungen später fuhr unser Bus und wir ließen (zunächst) eine neue Freundin in Teheran zurück.