Nachdem wir nun kein Bargeld mehr hatten und tags zuvor erfahren hatten, dass wir nur an den Geldautomaten einer bestimmten Bank täglich 2 Millionen Rial abheben konnten, überlegten wir wie wir diese besondere Situation beheben konnten. Zum Glück hatten wir beide Studiengänge mit mehr oder weniger wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund studiert und sind mitunter clever, wenn es darauf ankommt. So kam es dann auch dass wir nach der Bargeldabhebung am Automaten auf eine kleine „Shoppingtour“ gingen. Andreas erbettelte in mehreren Geschäften Bargeld, indem er im jeweiligen Laden eine „Kleinigkeit“ für mehrere Millionen Rial mit der Karte kaufte und danach das Bargeld der Händler aus den Kassen über den Tresen wanderte. Ein wenig fühlten wir uns wie Verbrecher, die etwas illegales taten – vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass Melanie mit laufendem Motor unseres „Fluchtfahrzeugs“ vor den Läden wartete.
Nach dieser erfolgreichen Bargeldabhebung starteten wir unsere heutige Tour nach Schiras – kleinere Stopps wollten wir wie immer an Tankstellen und an 2 Wasserfällen einlegen. Noch bevor wir jedoch am ersten Wasserfall ankamen, hatten wir erneut eine Nah-Tod-Erfahrung. Mitten auf der Autobahn parkten mehrere Fahrzeuge aus purer Langeweile – da vor uns ein LKW fuhr, war diese Gefahrensituation vorher nicht wirklich zu sehen gewesen. Nur durch Mel’s katzenartige Reflexe und eine harte Links-Rechts-Kombination mit leichtem Schleudern konnten wir einem Unfall entgehen. Auf den Straßen des Iran sind eben zu 95% nur geisteskranke Fahrer unterwegs (bestätigt auch durch Iraner selbst).
Am heutigen Tag war es wieder besonders warm und die Sonne brannte auf unserer Haut, während wir an unserem ersten Halt – dem Boragh Canyon – nach dem richtigen Weg zum Wasserfall suchten. Zunächst hatten wir uns auf Kartenmaterial und auf Aussagen aus dem Internet verlassen und hatten unser Fluchtfahrzeug unauffällig oberhalb des Wasserfall abgestellt. Jedoch waren wir irgendwie mitten in einer wilden Kletterpartie, immer nahe am felsigen Abgrund, gelandet. Nach einer Weile gaben wir auf den Weg nach unten zu finden – ohne Kletterausrüstung kamen wir nicht weiter. So entschieden wir, zum Auto zurückzukehren und ins Tal zu fahren, um es von dort erneut zu versuchen. Dieser Versuch lief besser. Wir fanden einen offiziellen Parkplatz und einen Parkplatzwächter/Kassierer, der uns sogar noch persönlich bis zum Wasserfall brachte und so konnten wir uns den Wasserfall aus der Nähe betrachten. Das Areal rund um den Wasserfall entpuppte sich als Erholungsgebiet bzw. Zeltplatz der Einheimischen und so konnten wir tatsächlich zum ersten Mal einheimische Männer beobachten, die sogar oberkörperfrei badeten.
Nach dem Boragh Canyon fuhren wir weiter zum Margoon Wasserfall Beim Anblick des „Parkplatzes“ (ein Feldweg am Klippenrand, der in einer engen Sackgasse endete) schwante uns schon Böses. Und so kam es dann auch. Nachdem wir uns den Weg über Schotterpisten, glatte Specksteine und über unzählige Treppen, vorbei an kleineren Wasserfällen gebahnt hatten, standen wir vor dem Haupt-Wasserfall. Leider war es so voller Menschen und wieder führten nur Wasserwege weiter zum Wasserfall, so dass wir auch hier nur relativ kurz verweilten.
Nach weiteren 2,5 Stunden Fahrt kamen wir endlich in Schiras an. Der abendliche Verkehr war wirklich fürchterlich. Ein heilloses Chaos herrschte auf den Straßen und so verwunderte es nicht, dass wir für die 10km vom Stadtrand bis zum Hostel tatsächlich etwas mehr als eine Stunde benötigten.
Wir gingen noch etwas essen in einem traditionellen Restaurant. Das Essen war ausgezeichnet und es spielte eine traditionelle Band Live-Musik. Einzig der Service und die Angestellten stießen uns sehr sauer auf – im Restaurant arbeiteten unter Anderem Kinder, welche von den Besitzern des Restaurant wie Sklaven behandelt wurden. Irgendwie zerstörte das unsere Laune länger zu bleiben und so kehrten wir schnell ins Hostel zurück um unsere weitere Reise zu planen und noch mit einem Radfahrer aus der Schweiz zu plaudern der, zusammen mit seiner Freundin, mit dem Fahrrad quer durch den Iran unterwegs war.
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