Wir steckten am 20.05.2022 noch mitten in den Vorbereitungen für den nächsten Urlaub – eine Mitfahrgelegenheit zum Berliner Flughafen war erst kürzlich gefunden worden und unsere Rucksäcke waren noch nicht vollständig gepackt. Doch ein Highlight stand am selben Tag, zumindest für Andreas, noch an: zusammen mit seiner Schwester, Schwager und Neffe stand noch der Besuch des Rammstein-Konzerts in Leipzig an. Seit 2 Jahren warteten alle auf dieses Konzert, welches wegen Corona bereits zweimal verschoben worden war – eigentlich hätte dieses Konzert bereits 2020 stattfinden sollen. Da es an diesem Freitag auch noch sehr warm war, mussten alle ordentlich trinken und sich reichlich, diverse Flüssigkeiten zuführen. So genossen wir, mit weit über 40.000 anderen Anwesenden und immer gut mit Getränken versorgt, das fantastische Konzert, welches zum ersten Mal in der Geschichte der Band wegen eines starken Unwetters für 30min kurz unterbrochen werden musste.
21.05.2022 – Eine Reise mit Hindernissen
Am nächsten Tag hatte Andreas leichte Probleme „in die Gänge zu kommen“. Diverse Getränke hatten seine Laune am Vorabend auf den Höhepunkt gebracht und nun musste er diesen „Eskapaden“ Tribut zollen. Gerade noch pünktlich schaffte er es seine Tasche zu packen und wir beide hatten es tatsächlich noch geschafft, eine neue Mitfahrgelegenheit zu organisieren, nachdem uns unsere erste Mitfahrgelegenheit Abends zuvor kurzfristig abgesagt hatte. Leider mussten wir mit dem Bus zum Abholort am Rande von Leipzig fahren, was uns tatsächlich eine ganze Stunde kostete.
Während unserer Fahrt nach Berlin kamen wir mit unserem Fahrer ins Gespräch. Lustigerweise kam er ursprünglich aus dem Iran und so tauschten wir noch unsere Telefonnummern aus, da er uns im Falle von Problemen Hilfe angeboten hatte.
In Berlin merkten wir schnell, dass wir eine richtige Entscheidung getroffen hatten. Aufgrund des am selben Tag stattfindenden DFB-Pokal-Finale waren insbesondere die Züge aus Leipzig nicht nur extrem teuer, es herrschte auch absolutes Chaos (mehrfach mussten wir am Berliner Hauptbahnhof rennend die Gleise wechseln um am Ende doch noch rechtzeitig einen Zug zum Flughafen zu erhaschen) und viele Züge waren ausgefallen. Während wir am Flughafen ein letztes Bier zu uns nahmen (Ja, zu diesem Zeitpunkt schmeckte es Andreas auch schon wieder) trafen wir mehrere Personen, die aufgrund des Zugchaos ihre Flüge verpasst hatten.
Die Flüge mit Turkish Airlines waren diesmal relativ kurz, das Essen gewohnt gut. Eine Premiere waren für uns beide die Sitzplätze mittig am Notausgang, an deren Gegebenheiten wir uns erst gewöhnen mussten. Leider hatte Andreas einen sehr „speziellen“ Sitznachbarn, der meinte, er hätte für anderthalb Sitzplätze bezahlt.
22.05.2022 – Ankunft und erste Eindrücke
Gegen kurz nach 06Uhr landeten wir am nächsten Morgen in Tehran. Nachdem unsere Visa-Antrags-Bemühungen schon sehr speziell gewesen waren – unsere Anträge wurden 2mal abgelehnt und erst nach einschalten einer Agentur beim 3ten Versuch, mit identischen Daten, genehmigt – ging es munter weiter. Zunächst standen wir eine knappe dreiviertel Stunde am Einreiseschalter an, nur um dort abgewiesen zu werden. Wir mussten zunächst in ein Büro um dort noch das Visum zu bezahlen und nachzuweisen, dass wir beide über eine Auslandskrankenversicherung verfügten, welche explizit den Iran abdeckt (die Aussage „weltweit“ zählt für die iranischen Behörden nicht). In besagtem Büro gingen aber alle Prozesse recht schnell und so konnten wir bald einreisen und unser Gepäck abholen – die letzten beiden Taschen auf dem Gepäckband. Leider scheiterte unser Versuch, unser Gepäck an den Sicherheitsleuten vorbei zu schmuggeln und so mussten wir doch noch kurz zum „durchleuchten“.
Unser Versuch eine SIM-Karte zu kaufen scheiterte zunächst, da das System des Verkäufers abgestürzt war und so schlugen wir etwas Zeit tot. Unser Streßlevel stieg direkt etwas an, da wir permanent von gefühlt Hunderten dubiosen Gestalten angesprochen worden, ob wir nicht bei ihnen Geld tauschen wöllten. Die Währung im Iran, Tauschkurse, Preise und der Umgang mit der Einheimischen mit der Währung sollte uns noch die nächsten Tage permanent etwas verwirren. Die offizielle Währung ist der iranische Rial, alle Einheimischen reden jedoch über Toman, Nullen fallen weg, aber beim Umrechnen muss eine Null hinzugefügt werden … Verwirrt? Hier ein Beispiel: Beim Tanken kostet der Liter Benzin 3.000 Toman, weil das aber zuviele Nullen Sind, erzählt der Tankwart, dass der Liter 3 Toman kostet. Bezahlt wird aber in Rial, also noch eine 0 hinzufügen und man ist auf dem richtigen Weg. Immer noch verwirrt? Keine Sorge, uns ging es genauso! (Auflösung: 1 Liter Benzin = 3.000 Toman = 30.000 Rial = ca. 10 Euro-Cent).
Für den ersten Teil unserer Reise hatten wir einen Roadtrip geplant mit einem Mietwagen. Sina (ein Mann und Andreas nannte ihn aus Versehen immer Anis) sollte uns das Auto zum Flughafen liefern, da wir keine Lust hatten in Tehran selber Auto zu fahren. Tatsächlich erschien er bereits eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Termin und lud uns noch in ein Café auf ein paar Getränke ein. Kurz zuvor hatten wir es nach ewiger Wartezeit doch noch geschafft eine SIM-Karte zu erstehen, nachdem der Kunde vor uns mit 20 unterschiedlichen Pässen 20 SIM-Karten erstanden hatte. Die Übergabe unseres iranischen Hightech-Gefährts (ein Samand LX) verlief problemlos und so starteten wir 09:30 Uhr unsere Tour.
Gegen 15Uhr (nach etwa 300km) kamen wir an unserem ersten Ziel an, der Ali-Sadr-Höhle. Zwischendurch hielten wir nur kurz für den Einkauf von Getränken und ein paar Keksen und einem kleinen „Notstop“. UnserGefährt zeigte nach den ersten 100km eine Getriebewarnung an. Also hielten wir und kontaktierten den Vermieter – dessen Aussage: „Ach. Das ist nur ein Licht, das leuchtet. Fahrt doch einfach weiter!“. Durch eine Mautstelle, an der man nur bar bezahlen konnte, wurden wir aufgrund unserer Unkenntnis der Währung (siehe oben), der persischen Zahlen und Sprache einfach durchgewunken.
Die Höhle war insgesamt recht interessant und wurde per Boot bereist. An einem Tretboot wurden mit Seilen 3 weitere Boote befestigt und los ging es. Wir sahen interessante Felsformation, diverse Stalaktiten und Stalagmiten und einen großen Teil der Höhle konnten wir auch zu Fuß erkunden.
Gegen 17:30Uhr starteten wir zu unserer ersten Unterkunft in der Stadt Qazvin, weitere 4 Stunden und knapp 300km später erreichten wir unser Hostel. Auf der Strecke kam es zu einem halben Unfall mit Schleudern des Samand wegen Übermüdung, da uns beiden permanent die Augen zufielen. Vielleicht war es doch nicht die beste Idee gewesen: etwa 24 Stunden mit Bus, Zug, Mitfahrgelegenheit und Flugzeug unterwegs gewesen und weil uns „langweilig“ war, noch einmal 600km selbst mit dem Auto zu fahren.
Unser Gastgeber sprach leider kein Englisch – auch dieser Umstand sollte uns die nächsten Tage begleiten – und so verständigten wir uns mit Händen und Füßen. Auch, das wir unser Gefährt auf einen bewachten Schrottplatz umparken sollten verstanden wir. Zu Essen gab es leider nichts mehr und todmüde fielen wir 23:30Uhr ins Bett.
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