Am nächsten Morgen klingelte der Wecker, wie bereits erwähnt, schon um 05:30 Uhr. Also nahmen wir schnell eine kurze Dusche um munter zu werden und zwangen uns – obwohl wir noch immer vom Vorabend sehr satt waren – zu einem kleinen, schnellen Frühstück.
Ahmad stellte uns nach dem Check-Out kurz unseren „Professional Driver“ Mudassir vor und schon saßen wir wieder zu viert im Auto in Richtung unseres ersten wirklichen Etappenziels, dem Hunza Valley in der Region Gilgit-Baltistan. Dieser Weg sollte einen langen Tag im Auto bedeuten, welcher uns über den Karakoram Highway immer näher an unser Ziel führen sollte. Wir fuhren durch eine wirklich atemberaubend schöne Landschaft – graue Fels-Steppen wechselten sich ständig mit sehr grünen Bereichen ab, stellenweise durchzogen von mächtigen Gebirgsflüssen. Die Berge, die wir zu Beginn der Tour nur leicht im Hintergrund wahrgenommen hatten, wurden beständig größer und dominierten sehr bald die Kulisse. Auch wenn wir schon oft im Gebirge unterwegs gewesen waren, so bot sich uns ein Schauspiel, welches einem wirklich den Atem raubte und uns fast schon magisch in seinen Bann zog.
Immer wieder machten wir kurze Pausen für Fotos und unser erster Halt war eine etwa 10-minütige Pause am Nanga Parbat Aussichtspunkt. Kaum ausgestiegen, wurden wir direkt von einem lokalen Steinhändler angesprochen, der diverse Steine zum Kauf anbot, darunter auch Lapislazuli – ein wunderschönes, stark blau schimmerndes Gestein. Wir waren noch nicht in Kauflaune und so lehnten wir sein Angebot dankend ab. Keine 3 Minuten später versuchten uns 2 Jungs Kieselsteine vom Straßenrand als originales Gestein vom Gipfel des Nanga Parbat zu verkaufen, welches sie selber dort angeblich gesammelt hätten – auch diesem Angebot konnten wir widerstehen.
Weiter führte uns unser Weg – stets begleitet von einheimischer Musik – immer höher und der Highway wurde immer enger. Stellenweise war die Straße von der Breite tatsächlich nur für ein Fahrzeug gemacht, links der Straße (oder Schotterpiste) ging es mehrere hundert Meter in die Tiefe – natürlich ohne Leitplanken oder andere Abgrenzungen. Mudassir lenkte unser Fahrzeug geschickt und ohne ein einziges Anzeichen von Nervosität auch durch dieses Terrain, während Ahmad uns immer wieder auf besondere Highlights aufmerksam machte. Was uns auf dieser Tour und auch die nächsten Tage noch mehrmals auffallen sollte, war die Tatsache, dass China auch hier (wie schon in Afrika gesehen) stark in Infrastruktur investierte und mehrere Tunnel gebaut hatte. Jeder dieser Tunnel war verziert mit der Aufschrift „Lang lebe die pakistanisch-chinesische Freundschaft“.
Unterbrochen wurde unsere Fahrt nur in einem kleinen Ort, in dem Ahmad nach einem Copyshop suchte, um weitere Kopien unserer Pässe anzufertigen – alle Kopien wurden mit den Namen von Guide und Fahrer, sowie dem Kennzeichen unseres Fahrzeugs versehen, was uns etwas verwunderte. Schon bald sollten wir erfahren, was der Zweck dieser Übung war. Auf einem Teilstück des Highway wurden wir tatsächlich stets von einer Polizeieskorte begleitet. Eskorte heißt hier tatsächlich ein Polizeifahrzeug mit einem, auf dem Dach montierten, Maschinengewehr und mehreren Beamten, die stets argwöhnisch die steilen Hänge rechts der Straße im Blick behielten. Die Eskorte begleitete uns immer bis zum nächsten Checkpoint, dort wurden unsere Kopien abgegeben und wir an die nächste Eskorte übergeben. Wir fühlten uns trotz dieser, für uns ungewohnten Situation, stets sicher und man versicherte uns, dass es sich bei diesen Maßnahmen nur um reine Vorsichtsmaßnahmen der Regierung zum Schutz ausländischer Touristen handelte.
Gegen 18:30 Uhr erreichten wir unser Zwischenziel: das Shangrila Chilas Hotel in Chilas am Fluss Indus. Wir ließen das am Tag erlebte noch ein wenig auf uns wirken, während wir Tee und Kaffee im Garten zu uns nahmen und auf das Abendessen warteten, welches auch wieder hervorragend war und, sehr zur Freude von Andreas, auch ausschließlich mit den Händen gegessen werden durfte.
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