Zeitig am Morgen machten wir uns auf, um den Amboseli Nationalpark zu erkunden. Direkt von Anfang an waren wir von diesem Park noch mehr begeistert, als von den vorherigen – die Beschilderung war gut, die Wege bis auf ein relativ kurzes Stück gegen Ende unseres Game-Drives ganz ok und da das Gras und Gebüsch nicht so hoch wie beispielsweise in Tsavo waren, konnten wir die enorme Vielfalt der hier lebenden Tierarten recht leicht entdecken. Und zu sehen gab es hier einiges. Zebras, Giraffen, Büffel und etliche Vogelarten. Es ist immer wieder ein Genuss die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum und mit ihrem natürlichen Verhalten zu sehen – kein Vergleich mit den eingesperrten Lebewesen im Zoo.
Etwa in der Mitte des Parks gab es auch einen Aussichtshügel von dem man einen wunderbaren Rundum-Blick hatte. Da es heute wieder einmal sehr heiß war, blieb Mel im Auto zurück, während Andreas sich mit der Kamera an den Aufstieg machte. Unterwegs traf er eine kenianische Familie – der Vater war sehr an der Kamera und dem riesigen Teleobjektiv interessiert, sodass sich ein kleines Gespräch über Kameras, Kenia, Jobs und unsere Tour durch Ostafrika entwickelte. Wieder einmal war die Reaktion pures Erstaunen über die Länge der Tour in der Kürze der Zeit.
Leider mussten wir gegen 11 Uhr schon den Park verlassen um in Richtung unseres nächsten Ziels, dem Lake Nakuru aufzubrechen. Erneut sollte uns unser Weg über die schon bekannte Mombasa Road in Richtung Nairobi führen. Der Verkehr war an diesem Tag noch dichter und chaotischer als zuvor und so entwickelte sich langsam aber sicher ein „Albtraum“-Tag im Auto. Wieder wurde links und rechts überholt, gedrängelt und ohne erkennbaren Hintergedanken wild geblinkt und gehupt. Die Kenianer holen sich ihre tägliche Dosis Adrenalin wohl beim Autofahren. Wir befanden uns wohlgemerkt auf einer „Autobahn“ ohne Mittelstreifen oder Begrenzungen – aus einer Spur wurden gerne mal 2 oder 3 gemacht, permanent kam uns Gegenverkehr auf unserer Spur entgegen und leichtes Abdrängen und noch knapp reinquetschen gehören zum guten Ton.
Kurz vor Nairobi mussten wir den Southern Bypass nehmen – mehr Baustelle, denn Umgehungsstraße. Wir waren zu diesem Zeitpunkt schon spät dran – die „Beschilderung“ und diversen Umleitungen führten dazu, dass wir uns mindestens 2mal verfuhren und unser eigentlicher Plan wie eine Seifenblase platzte. Bei einer kurzen Rast an einer Tankstelle planten wir um, organisierten eine neue Unterkunft und verschoben die Übernachtung am eigentlichen Ziel Lake Nakuru – Mel ist ein Organisationstalent, wenn es um den Urlaub geht.
Nun war unser neues, vorgezogenes, Ziel die Masai Mara. Nichts wie weg von diesem Highway to Hell, dachten wir uns, als wir auf die B3 abbogen welche uns entlang am Great Rift Valley führen sollte. Dies sollte wenige Kilometer gutgehen, bis wir mitten in einem Superstau steckten – nichts ging mehr. Kein Vor, kein zurück, keine Möglichkeit zu wenden und es wurde immer später und die Dämmerung setzte ein. Als es immer dunkler wurde und die Straßen sehr Serpentinen-artig weiterführten (wohlgemerkt immer noch im Stau) lagen Mel‘s Nerven blank. Es gab einen Fahrerwechsel – im Dunkel glitt Andreas links aus dem Fahrzeug (darauf bedacht, nicht von einem linksüberholenden Wahnsinnigen erfasst zu werden oder in den Abgrund zu stürzen), hechtete fast über die Motorhaube und zwang sich neben einem LKW wieder rechts ins Fahrzeug, während Mel gazellenartig über die Mittelkonsole kletterte. Andreas hatte während der letzten 45min ausgiebig die Gelegenheit gehabt, das Great Rift Valley zu bewundern … und den 200-300m tiefen Abgrund ohne Leitplanken, der sich direkt neben der Straße befand. Getreu dem Motto: „Was ich nicht sehe, bringt mich nicht um“ schoben sich dennoch immer wieder kleine und große Fahrzeuge links vorbei um sich weiter vorne wieder in den Stau zu pressen.
So war auch bei Andreas langsam etwas Anspannung zu spüren – selbst als der Stau begann sich aufzulösen und wir die Steilhänge hinter uns ließen. Die erste Nachtfahrt seit 20 Jahren (und trotz Vollmond war es stockfinster) und permanent vom Gegenverkehr geblendet. Kenianer fahren nachts gerne mit voller Beleuchtung – inklusive Nebelscheinwerfer, Aufblendlicht und der gefühlt 10 weiteren Scheinwerfer und bunten Blinklichter, die zusätzlich am Fahrzeug montiert wurden. Straßenbeleuchtung ist natürlich auch nicht vorhanden und so verpassten wir kurz die Einfahrt zum Hotel in Naivasha, wo wir schlußendlich 21:50 ankamen – 10min bevor das Tor geschlossen wurde und knapp 11 Stunden nach Antritt unserer Fahrt (für ca. 300km). Die Küche war leider schon geschlossen und so blieb uns nur die Erinnerung an diese Fahrt mit einem eiskalten Bier runterzuspülen. Prost, Mahlzeit!
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