Zuletzt war es leider etwas ruhig geworden auf unserem Blog. Mel verbrachte die letzten beiden großen Urlaube, aufgrund persönlicher bzw. familiärer Situation von Andreas, allein auf der Arabischen Halbinsel und in Westafrika. Ein geplanter Kurztrip nach Malta fiel für Andreas ins Wasser, da Covid ihn für 3 Wochen komplett ans Bett fesselte.

Nun endlich sollte es für einen Kurztrip wieder zusammen auf Tour gehen. Unser Entdeckerdrang sollte uns diesmal auf die Mittelmeerinsel Zypern und damit in zwei „Länder“ führen: die Republik Zypern im Süden der Insel und über die Grenze – die sogenannte „Green Line“ – auch in den Norden, in die Türkische Republik Nordzypern.

Unsere doch recht ereignislosen Flüge, nur stellenweise unterbrochen durch sehr unangenehme Gerüche einiger Sitznachbarn, führten uns über Krakau nach Paphos, einer Hafenstadt im Südwesten der Insel. Nachdem wir kurz nach 21Uhr gelandet waren, verbrachten wir noch etwas Zeit mit der Recherche nach der korrekten Abfahrtszeit des Busses in die Innenstadt und überbrückten die Zeit mit ein paar gut gekühlten Getränken.

05.04.2023 – Paphos und Limassol

Nach unserer etwa einstündigen Busfahrt mit anschließendem Fußmarsch in unsere erste Unterkunft, schliefen wir wie zwei Steine. Nachdem wir unseren Tag mit einem typisch zypriotischem englischem Frühstück gestartet hatten, überbrückten wir die Zeit bis zur Busfahrt zu unserem zweiten Ziel mit der Besichtigung der Königsgräber von Nea Paphos. Die Sonne hatte schon am Vormittag eine enorme Kraft und so war es von großem Vorteil, dass die Königsgräber direkt an der Mittelmeerküste gelegen waren und wir dadurch eine angenehme Brise spürten.

Recht bald starteten wir schon im Bus in Richtung Limassol. Generell sollten wir die nächsten Tage die meisten Strecken zu Fuß, oder im Bus zurücklegen. Das Busfahren auf Zypern war recht angenehm und, nachdem man das System verstanden hatte, auch sehr unkompliziert und kostengünstig.

Und so machten wir uns, nach kurzem Check-In in unserem kleinen Hotel, auch schon wieder mit dem nächsten Bus auf den Weg nach Kourion und somit eigentlich in das nächste „Land“ dieser Reise – Großbritannien. Zumindest liegt die antike Stätte Kourion – ein eisenzeitliches Stadtkönigreich und eine antike Stadt – auf dem Gebiet der britischen Militärbasis Akrotiri. So richtig merkte man davon nichts, da die Straßen ganz regulär durch das Militärgelände führen und nirgendwo Grenzen, Mauern oder Zäune zu sehen waren.

Die Ausgrabungen des antiken Kourion erfassten mehrere Gebäude mit zahlreichen gut erhaltenen Fußbodenmosaiken, darunter das „Gladiatorenhaus“, das „Haus des Achilles“ (beide nach Motiven dortiger Mosaike benannt), die „Villa des Eustolios“ (5. Jahrhundert n. Chr.), ein Theater mit Sicht aufs Meer (1. bis 2. Jahrhundert n. Chr.), eine Agora, eine frühchristliche Basilika und das „Erdbebenhaus“ mit Skeletten der von einem Erdbeben überraschten menschlichen und tierischen Bewohner.

Den restlichen Abend verbrachten wir mit einem kleinen Spaziergang durch Limassol und dem Genuss einer zypriotischen Mezze-Platte mit 20 unterschiedlichen Köstlichkeiten. Währenddessen fiel uns auf, dass wir tatsächlich außerhalb der Saison unterwegs waren – viele Geschäfte und Restaurants waren noch geschlossen und die Stadt wirkte stellenweise wie ausgestorben. Nachdem wir uns noch auf unserem kleinen Balkon das lokale Bier hatten schmecken lassen und den Blick über die Stadt bewundert hatten, entdeckten wir noch das sehr „ungewöhnliche“ Fernsehprogramm in unserem Hotel. Zwischen Gebetsfernsehen, Hollywoodfilmen in miserabler Bildqualität und Fußball, existierte ein Kanal mit ausschließlich Erwachsenenfilmchen – unzensiert und ganztägig.

Blick über Limassol

06.04.2023 – Gebirge und Strand

Nachdem wir den „Schock“ über das Fernsehprogramm verdaut hatten, starteten wir am nächsten Tag sehr früh am Morgen – ohne Frühstück – wieder per Bus, in den Norden und somit in höhere Gefilde. Unsere knapp zweistündige Busfahrt brachte uns in unmittelbare Nähe des Gipfels des Olympos, den mit 1.952 m höchsten Berg der Insel mit Skipisten und bewaldeten Wanderwegen.

Unsere Wanderung führte uns von Troodos auf etwa 1.900m, vorbei an den Kaledonischen Wasserfällen durch herrliche Wälder mit frischer Luft nach Pano Platres auf etwa 1.100m Höhe. Der Weg war recht gut zu absolvieren, nur gelegentlich wurde es kurz etwas steiler, durch Nässe (ja, wir sahen hier oben sogar noch Reste von Schneebergen) etwas rutschig und sporadisch mussten wir Wasserläufe überqueren. Am Morgen war es in dieser Höhe doch recht kalt, aber langsam wärmten wir uns durch die Bewegung wieder auf – am frühen Nachmittag in Pano Platres angekommen, herrschte bestes Sommerwetter.

Nach einer kurzen Stärkung, entschieden wir uns noch einen weiteren Wanderweg in südliche Richtung zu einem weiteren Wasserfall anzugehen. Dieser Weg führte uns tatsächlich in steileres, schwierigeres Gelände und so kamen wir, auch aufgrund der nun sommerlichen Temperaturen und des Zeitdrucks aufgrund der Busfahrzeiten etwas ins Schwitzen. Wir flogen förmlich die Schlucht zum Wasserfall zunächst hinunter und anschließend wieder nach oben. Von uns selbst überrascht erreichten wir nach knapp einer Stunde wieder die Bushaltestelle in Pano Platres – der Hin- und Rückweg zum Wasserfall war eigentlich auf knapp 2 Stunden ausgelegt. Da wir uns allerdings mit den Abfahrtszeiten vertan hatten, bzw. unterschiedliche Angaben gefunden hatten, konnten wir – zusammen mit 4 anderen, deutschen Touristen – noch 1,5 Stunden wartend in der prallen Sonne geniessen.

Zurück in Limassol holten wir unser Gepäck aus dem „Porno-Hotel“ und traten, nach kurzem Schlendern an der Promenade, die Busfahrt nach Larnaka an. Nach etwa 90 Minuten erreichten wir unser Ziel und ließen den Tag köstlich mit fangfrischen Garnelen, Muscheln und Tintenfisch direkt am Strand ausklingen.

07.04.2023 – Wandern, Sonne, Militär

Wieder einmal startete ein neuer Tag ohne Frühstück.Zunächst wollte Mel noch per Bus in südliche Richtung aufbrechen um den Salzsee von Larnaka und eine Moschee zu besichtigen – recht schnell verwarfen wir jedoch diese Idee, da uns dieser kleine Umweg mindestens 3 Stunden gekostet hätte und wir am heutigen Tag noch in die Region Agia Napa / Protaras fahren wollten, um unter Anderem eine Wanderung am Kap Greco – dem östlichsten Punkt Zyperns – zu unternehmen.

Wie der Zufall es so wollte, mussten wir einmal den Bus wechseln und die Haltestelle lag direkt am Skulpturenpark in Agia Napa. So verbrachten wir die Wartezeit in der prallen Sonne in diesem Park. Die Sonne war heute wirklich unerbittlich und die Temperaturen erinnerten bereits an den Hochsommer – dies sollte sich bei uns beiden später noch mit einem saftigen Sonnenbrand rächen.

Nachdem uns ein Bus ignoriert hatte und einfach weiterfuhr – wir hatten aufgrund der Hitze leider kurzzeitig die hiesige Gepflogenheit vergessen, dass man selbst an Bushaltestellen winkend auf sich aufmerksam machen muss – brachte uns der nächste Bus zum Kap Greco. Wir stärkten uns mit einem kleinen Sandwich und Kaltgetränken am Besuchercenter und starteten mit vollem Gepäck zu unserer heutigen Wanderung.

Unser Weg führte uns – auf der Kulturroute der Aphrodite – zunächst zur Blauen Lagune. Ein eigentlich wunderschöner Ort mit glasklarem Wasser. Leider war es sehr voll, überall waren Touristen und „Partyschiffe“, von denen extrem laute Musik zu uns herüberschallte. Der Alkoholspiegel der zumeist jugendlichen Anwesenden war offensichtlich und so entschieden wir uns nach einem kalten Getränk am Strand recht schnell dazu, unsere Wanderung in Richtung des etwa 95m hohen Tafelberges direkt am Kap fortzusetzen.

Wir liefen immer weiter an der Küste entlang, die unerbittliche Sonne und eine steife Brise waren unsere ständigen Begleiter. Der Wanderweg war zunächst fast eben. Jedoch merkten wir alsbald, dass wir uns auf einem Rundweg um das Kap befanden und kein direkter Weg auf den Berg führte. In alter Tradition und unter vollkommener Abwesenheit jeglicher Vernunft, wählten wir den direkten Weg zum Gipfel und kletterten über Geröll, durch Gestrüpp und immer am steilen Abhang entlang, dem Ziel entgegen. Hilfreich waren uns hierbei zwei Bambusstöcke, die Andreas – wie David Copperfield – plötzlich aus einem dichten Dornengebüsch „zauberte“. Unsere Bemühungen wurden auf dem Gipfel mit einer wunderbaren Aussicht in alle Himmelsrichtungen belohnt. Mit dem, auf dem Gipfel befindlichen, Friedensdenkmal im Rücken blickten wir – unsere Bambusstöcke schwingend – auf die lautstark gröhlenden, alkoholisierten Engländer auf ihrem Party-„Piraten“-Schiff hinab, die noch lauter gröhlten, als sie uns auf dem Gipfel erblickten.

Unser Rückweg zum Besuchercenter wurde nur noch durch eine kurze Pause und eine Begegnung mit dem Militär unterbrochen. Ohne wirklich auf unsere Karte geblickt zu haben, waren wir einmal falsch abgebogen und standen plötzlich mitten im Sperrgebiet vor einem Wachturm mit bewaffneten Soldaten. Ruhig, aber bestimmt traten wir den Rückweg an und nahmen einen Umweg in Kauf um keinen weiteren „Zwischenfall“ zu provozieren.