Erneut wachten wir mit einem Kater auf. Die Feier am Vorabend sollte heute insbesondere Andreas noch mehrfach in seinen Möglichkeiten einschränken. Entweder war das letzte Bier „schlecht gewesen“ oder die Betelnuss zeigte nun ihre volle Wirkung.
Mit einem kleinen Regionalzug fuhren wir durch etliche schöne Dörfchen in Richtung des Sandialong Trail, dem ersten Ziel des heutigen Tages. Wir begannen unsere Wanderung zu den 3 Wasserfällen in leichtem Regen, dennoch war es extrem schwülwarm und Andreas beschwerte sich über seinen heutigen Zustand. Der Weg war eigentlich zunächst nicht besonders anspruchsvoll, stellenweise wurde es jedoch steiler und durch die Feuchtigkeit extrem rutschig, an anderen Stellen mussten wir über schmale Hängebrücken, oder steile Leitern hochklettern. Die meiste Zeit waren wir alleine unterwegs, nur vereinzelt trafen wir andere Menschen, wie bspw. eine andere Touristin mit einem Faible für Yoga-Übungen in freier Natur, oder eine Reisegruppe älterer Einheimischer, die wieder sehr interessiert an uns waren.
Bevor wir den nächsten Zug nach Pingxi nahmen, um zu den Pingxi Crags Hiking Trails zu gelangen, benötigte Andreas unbedingt ein kaltes, zuckerhaltiges Getränk und eine Pause. Mel überbrückte die Zeit mit einer Taro-Ball-Red-Bean-Suppe.
Bei den Pingxi Crags Hiking Trails handelt es sich um sieben Trails, von denen jeder auf einen anderen Berg führt. Die wohl beliebtesten Wege sind die zum Gipfel des Xiaozi Mountain, Cimu Mountain und zum Putuo Mountain. Um auf die Gipfel zu gelangen, heißt es steile Stufen und Leitern zu bezwingen und ab und zu muss auch ein kleines Stück geklettert werden. Andreas war irgendwann nur noch am jammern – es war inzwischen unglaublich heiß, die Sonne brannte und er war nur noch kaputt und wollte nicht mehr weiter. Überall ging es steil bergab und jeder Schritt war genau zu setzen, der Schweiß lief in die Augen und es war ein Wunder, dass wir alle 3 Bergspitzen erreichten. Nach jedem Aufstieg folgte ein Abstieg zurück zu einem zentralen Platz zwischen den 3 Bergspitzen und Andreas nutzte jedesmal die Gelegenheit eine Dschungeldusche zu nutzen – einen kleinen Wasserfall direkt an einem Felsen.
Nach etwa 3 Stunden waren wir zurück am Bahnhof von Pingxi. Der Fahrkartenschalter war leider geschlossen und so mussten wir leider ohne Ticket zurück nach Shifen fahren. In Shifen sollte es noch einen Wasserfall geben, den Mel unbedingt besuchen wollte. Zumindest der Bahnhof von Shifen war nicht so unser Fall – zuviel Menschen. Direkt an den Gleisen verliefen nur schmale Wege, welche mit Verkaufsständen gesäumt waren und so mussten wir uns durch Menschenmassen quetschen. Sehr viele Himmelslaternen wurden direkt von den Gleisen gestartet – ein lokaler Brauch.
Leider konnten wir nach etwa 45min Fußmarsch nicht direkt bis zum Wasserfall, da dieser in einer Art Park ist und der Abschnitt mit dem Wasserfall bereits geschlossen hatte (wir waren gegen 16:50 am Wasserfall angekommen). So blieb das einzige, besondere Ereignis auf dem Weg zum Wasserfall ein junges Pärchen, welches einen kleinen Unfall mit dem Motorroller hatte, zweimal hintereinander stürzte und wir uns um Beide kümmerten.
Eigentlich wollten wir nun zurück zu unserem Start, doch Mel wollte unbedingt noch einen Halt in Houtong einlegen. Ungeachtet der Tatsache, dass es Andreas gar nicht mehr gut ging und er sich mehrfach fast übergeben musste, hielten wir in Houtong – außer den tausenden Katzen gab es hier nicht viel zu sehen. Houtong ist nur ein kleines Dorf und alles hatte bereits geschlossen. Unser Halt hatte zumindest ein Gutes: so erwischten wir einen Express-Zug zurück nach Ruifang, wo wir sehr schnell unser Gepäck abholten und zu einem Bus schlichen, um nicht erneut in die Fänge unserer Party-Gastgeber vom Vorabend zu geraten.
Die Busfahrt nach Jiufen war sehr speziell – unser Busfahrer hatte es wohl eilig und so war es erneut ein Wunder, dass alle die Fahrt überlebten. Nachdem wir unsere voll digitalisierte Unterkunft bezogen hatten (App runterladen, Bescheid geben um Türen öffnen zu lassen, bezahlen per Video …), wollte Andreas nach einer Dusche eigentlich nur noch ins Bett. Mel konnte ihn aber überreden noch durch die wunderschöne Altstadt zu schlendern, sehr gut zu essen und noch ein Bier zu genießen.
Nachdem Andreas in unserer Unterkunft noch einen Kampf gegen mehrere Riesen-Kakerlaken geführt hatte, fielen wir ins Bett – nur unterbrochen durch einen 10-minütigen Krampf in beiden Oberschenkeln.
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