Während wir an diesem Morgen noch ganz entspannt beim Frühstück saßen, erschien bereits ein Mitarbeiter der Autovermietung überpünktlich, um das Auto abzuholen. Da Mel das Rauchen im Auto nicht lassen konnte, mussten wir noch 2 EUR für die Reinigung bezahlen. Ein Blick auf den km-Stand verriet uns, dass wir in 9 Tagen 4.086km gefahren waren. Nach der Rückgabe unseres blütenweißen Samand wollten wir entspannt unser Frühstück weiter genießen. Doch wir wurden „unsanft“ unterbrochen – ein Mitarbeiter des Hostels bat alle Frauen ihre Kopftücher wegen der Videoüberwachung wieder aufzusetzen. Vorbei war es mit „entspannt genießen“.
Wir unterhielten uns noch mit einigen anderen Touristen, welche auch allmählich von den recht strengen Regeln genervt waren. Die Kameras nervten am meisten. Selbst die Geschwindigkeitskameras auf den Highways filmten auch das Tragen oder eben Nichttragen des Kopftuchs. Nachdem wir mit Entsetzen feststellen mussten, dass für diesen Tag alle Bustickets nach Kerman ausverkauft waren (unserem nächsten geplanten Etappenziel), schrieben wir Pegah geschrieben. Pegah ist eine junge Dame, die unter Anderem Touren für Touristen anbietet – unser Kontakt sollte in den nächsten Tagen immer enger werden. Sie kümmerte sich unverzüglich um die Tickets.
Kleiner Nachteil: wir mussten sie zeitnah, also sofort, persönlich am Busbahnhof abholen. Also liefen wir zur nächsten Metrostation und wollten dort, als ehrliche Menschen, Tickets für die Metro kaufen. Aufgrund der Verständigungsprobleme winkte uns ein Mitarbeiter einfach durch die Gatter am Eingang und so fuhren wir geduldet ohne Tickets. Am Busbahnhof angekommen kam in uns eine kurze Erleichterung auf, da hier Englisch gesprochen wurde. Zunächst wurde uns mitgeteilt, dass alle Tickets ausverkauft seien und von einer Reservierung wusste niemand etwas. Als wir schon enttäuscht gehen wollten, waren plötzlich doch wieder zwei Plätze im Bus frei bzw. reserviert. Mit den Tickets in der Hand (ca. 11 EUR), fuhren wir mit der Metro zurück in Richtung Innenstadt. Andreas hatte noch eine nette Unterhaltung mit einem Einheimischen, der gerne eine 1-Euro Münze bekommen hätte, doch leider hatten wir beide keine einstecken.
Eigentlich wollten wir unsere Erkundungstour mit der Metro-Linie 2 fortsetzen. Schließlich hingen überall Linienpläne der wohl drei existierenden Linien in der Metrostation aus. Jedoch schienen die Linien 2 und 3 noch in Planungzu sein und so erkundeten wir Isfahan weiter zu Fuß. In der Fußgängerzone warteten schon überall Geldwechsler, die auch erwartungsvoll die Tafeln vor den Wechselstuben mit den neuen Kursen anstarrten. Im Gedränge entdeckten wir ein Café. Es war Zeit für eine Pause bei Gurkensaft und Mangosaft.
Nach unserer Pause gingen wir zuerst zum Naqsch-e-Dschahān-Platz und besichtigten die Imam-Moschee. Wir trafen den deutschsprechenden Teppichhändler vom Vorabend wieder. Er wollte uns wieder auf einen Tee einladen. Wir entschieden uns aber zunächst die Moschee anzuschauen. Wie immer bezahlten wir 1 Mio. Rial Eintritt pro Person und diesmal durfte Melanie die Moschee ohne traditionelles Gewand besichtigen. Beim Verlassen der Moschee wurden wir von einem anderen deutschsprachigen Teppichhändler angesprochen, der uns auch auf einen Tee einladen wollte. Langsam wurde es uns zuviel, also: nichts wie weg, denn wir hatten absolut keine Absichten einen Teppich zu kaufen.
So führte uns unser Weg zum nächsten Stopp: dem Basar. Da passierte es – wir ließen uns nun doch in einen Laden schleppen. In diesem kleinen Laden bezeugten Bilder an den Wänden die unzähligen, prominenten Gäste: Gerhard Schröder, unzählige Staatsmänner, Schauspieler, etc. Wir durften noch bei der Herstellung der Teppiche aus Naturfarben und Stempeln zuschauen, eine interessante Technik. Nachdem wir nichts kauften, brachte uns der Iraner zu einem anderen Ladeneines Familienmitglieds. Melanie durfte sich die Fingernägel verzieren lassen. Unglaublich wie nur mit einem Pinsel filigrane Linien gezogen wurden und auf einem Nagel zwei Männergesichter und auf dem anderen Nagel ein Frauengesicht entstand. Die „Gemälde“ erzählten eine Liebesgeschichte: ein junger Mann verliebte sich in eine junge Dame, aber ihre Liebe war verboten. 40 Jahre später, erinnerte sich der inzwischen alte Mann an seine erste Liebe – welche in seinen Gedanken nie gealtert war.
Wir waren so begeistert, dass wir uns noch die Schätze des Ladens anschauten und ohne groß darüber nachzudenken ein Souvenir kauften. Als wir bezahlen wollten, trat der Schockzustand ein. Wir hatten das teuerste Souvenir aller Urlaube gekauft. 55 Euro, oder 17,6Mio Rial, für einen Flakon aus Kamelknochen. So viele Urlaube und niemals auf Abzocke hereingefallen und nun war es geschehen.
Noch in der Schockstarre gingen wir weiter zum Imam-Platz, welcher aber eher enttäuschend war. Mel’s Plan war mit dem Bus zu den verschiedenen Brücken zu fahren. Unser erstes Problem war herauszufinden, welcher Bus geradeaus zu den Brücken fuhr. Das nächste Problem, war es das Ticket zu bezahlen. Glücklicherweise saß ein junger Student an der Bushaltestelle, der uns sowohl den richtigen Bus zeigte und uns auch noch die Tickets bezahlte. Für das Busfahren benötigte man eine spezielle, elektronische Guthabenkarte, wo auch immer diese käuflich zu erwerben war.
Von der Khajoo Brücke liefen wir durch einen Park zur Si-o-se Pol Brücke. Unterwegs wurden wir von mehreren Einheimischen wie üblich gefragt: Woher kommt ihr, Seid ihr verheiratet, habt ihr Kinder? Wir hatten Glück, weil der Fluss das erste Mal, seit Jahren, nicht ausgetrocknet war. So wirkten die Brücken gleich noch schöner und irgendwie auch elegant.
Eben saßen wir noch gemütlich bei einem Eis und einem Monsterslush, als uns auffiel, dass die Zeit wie im Fluge vergangen war und wir nun etwas Zeitdruck hatten. Zu Fuß ging es noch schnell zu einem Imbiss. Der Einfachheit halber bestellten wir Kebab, welches wir eilig hinunterschlangen. Geschwind holten wir noch unser Gepäck im Hostel ab und entschieden uns ein Snapp zu bestellen um noch die Chance zu haben unseren Bus rechtzeitig zu erreichen. Geschafft – wir kamen pünktlich am Busbahnhof an. Die Anzeigetafeln waren allerdings nicht sonderlich hilfreich für uns, um den Abfahrtsbussteig zu finden. Ein netter älterer Iraner, der am Busbahnhof arbeitet und sich selbst Englisch angeeignet hatte, half uns und wir hatten noch ein richtig nettes Gespräch mit ihm.
Unser VIP-Bus der Firma Royal Bus war mit bequemen Liegesitzen und sogar Bildschirmen ausgestattet. Während Melanie schnell schnarchend neben Andreas lag, machte Andreas in dieser Nacht kein Auge zu.
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