Nach einem ausgiebigen Frühstück vom Buffet, mussten wir abermals feststellen, dass die restlichen im Hostel anwesenden Europäerinnen wie schon am Vortag alle schlechte Laune hatten. Wir haben nie herausgefunden warum. Zumindest mit einem Schweizer, der mit seiner Freundin per Fahrrad den Iran erkundete, kamen wir ins Gespräch. Wir verabschiedeten uns von ihm und die Reise ging weiter.

Heutiges Ziel: die Choghakhor Lagune. Wir mussten etwas auf das Gaspedal treten, weil die Lagune 5,5h entfernt war. Unterwegs ließen wir heute nichts aus. Zuerst wurden wir von der Polizei angehalten, die uns zunächst 5 Minuten ignorierte. Endlich kam einer der Polizisten zu uns, lehnte sich durch das Beifahrerfenster ins Auto und fragte wo wir herkommen. Als wir ihm mitteilten, dass wir aus Deutschland kommen, gab er uns wild gestikulierend zu verstehen, dass wir weiterfahren sollten.

Melanie brauchte einen Kaffee. Während Andreas im Auto sitzen blieb, machte er eine Entdeckung und rief mehrmals Melanie hinterher. Wie immer ignorierte sie seine Rufe. Melanie schlenderte durch den Shop der Tankstelle und war verwundert, dass sie vom Verkäufer und ein paar anderen Herrschaften entgeistert angestarrt wurde. Nach gefühlt 3 Minuten konnte sie endlich bezahlen. Wieder bei Andreas im Auto klärte er Melanie darüber auf, dass ihre Hose verrutscht war und ihre Unterwäsche und etwas mehr zu sehen gewesen war. Melanie war peinlich berührt und verstand nun auch die Blicke der Herrschaften. Interessant war auch die Außendekoration der Tankstelle – eine mechanische Figur, die uns an Maria erinnerte, schaukelte ein Schwein, die üblichen Figuren waren von ähnlichem Kaliber und so machten wir uns schon jetzt Gedanken über mögliche, kommende Alpträume.

Mitten im Verlauf der weiteren Fahrt, rollte Melanie plötzlich an den rechten Fahrbahnrand. Was war passiert? Während der Fahrt bergauf ging unvermittelt die Gangschaltung nicht mehr. Eigentlich war dies ja abzusehen gewesen, da die Gänge schon seit dem ersten Tag und der permanent leuchtenden Getriebewarnleuchte die ganze Zeit schwer zu schalten waren. Zu unserem Glück passierte das Dilemma ein einer Stelle, an der wir wenigstens einen Balken Empfang und somit eine Internetverbindung hatten. Vor diesem Hügel und die kommenden 20km hatte keiner von uns beiden auch nur den geringsten Empfang. Nachdem wir die Autovermietung angeschrieben hatten, kümmerten diese sich um den „iranischen ADAC“. Nach etwa 1,5 Stunden kamen uns zwei freundliche Herren zu Hilfe. Beide sprachen kein Wort Englisch und so kommunizierten wir wieder mit Händen und Füßen. Sie wussten sofort, wo das Problem lag, tauschten vor Ort das Schaltgestänge und so war das Auto innerhalb von 10 Minuten repariert. So etwas wünscht man sich in Deutschland. Nach einer kurzen Diskussion zur Garantie und einem kurzen Whatsapp-Telefonat mit der Autovermietung war dieser Einsatz für uns kostenlos. Die zwei Männer wollten noch Fotos mit uns machen und danach ging es schnell weiter zur Lagune.

An der Lagune trafen wir auf einige Einheimische. Ein Mann wollte uns zu sich nach Hause auf einen Tee und einen Snack einladen. Leider mussten wir ablehnen, weil wir am nächsten Morgen das Auto abgeben mussten und noch mindestens 2 Stunden Fahrt vor uns lagen.

Gegen 20:30 erreichten wir Isfahan. Zum Glück staute sich der Verkehr nicht so schlimm, wie in Schiras. Leider standen am Hostel keine Parkplätze zur Verfügung und so musste Mel am Straßenrand der viel befahrenen Straße rückwärts einparken. Mit viel Gemecker parkte sie jedoch letztendlich sauber ein, im ersten Versuch.

Ausgehungert machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Die wenigen Möglichkeiten, die wir per Google Maps und co. fanden, waren geschlossen. Unterwegs wurden wir noch von einem Iraner angesprochen, der Deutsch konnte. Aus geschäftlichen Gründen und Pandemie-Langeweile hatte er begonnen Deutsch zu lernen – mit beachtlichem Erfolg. Er lud uns für den nächsten Tag in seinen Teppichladen auf einen Tee ein.

Wir hatten schon aufgegeben an eine heutige Nahrungsaufnahme zu glauben, als uns ein kleines Eckrestaurant direkt beim Hostel auffiel. So konnten wir doch noch super leckeres Kebab zu uns nehmen und neue Kräfte tanken. Aus Unwissenheit über die Getränkegröße oder wegen eines kleinen Missverständnisses bestellte Andreas für sich eine 1,5 Liter Flasche Cola. Die Angestellte lächelte nur und setzte sich für einen kleinen Plausch neben uns. Es kamen unter Anderem die üblichen Fragen: Woher kommt ihr? Seid ihr verheiratet? Habt ihr Kinder?

Wieder im Hostel angekommen, machte sich Mel noch einen Kaffee. Mit den anderen Touristen kamen wir nur kurz ins Gespräch, da wir trotz der potentiellen Alpträume todmüde waren und geistig schon im Bett lagen.