Auf Anraten der Einheimischen standen wir zeitig auf und gingen direkt ohne Frühstück zur Pink Moschee. Nach Zahlung der obligatorischen 1 Mio. Rial Eintritt per Person – so langsam erkannten wir das System dahinter – durfte Melanie sich wieder einmal komplett verhüllen lassen und schon standen wir im Innenhof vor den heiligen Hallen. Gegen kurz vor 08:00 Uhr waren noch nicht so viele Besucher anwesend und so warteten wir gespannt darauf, dass die Sonne direkt durch die bunten Mosaikfenster strahlte und uns ein atemberaubendes Lichtschauspiel aus bunten Farben präsentierte. Leider waren auch hier, einmal mehr, professionelle Kameras verboten und so konnten wir nur Fotos mit unseren Handys schießen.

Mittlerweile warteten immer mehr Besucher darauf, das beste Bild einzufangen – darunter die „Instagramer“ – so dass es immer schwieriger wurde überhaupt schöne Fotos zu machen. Nach etwa einer Stunde gaben wir auf. Wieder im Freien, erfuhren wir von einem Guide, dass wir an diesem Tag schon Glück hatten, denn normalerweise kommen schon früh am Morgen reihenweise Touristenbusse – vor allem mit Chinesen – angefahren.

Auf dem Rückweg gönnte sich Melanie noch eine ordentlichen Kaffee in einem Coffeeshop am Straßenrand. Kaffee können sie, die Iraner. Unterwegs wurden wir noch von einem deutschsprachigen Iraner angesprochen. Er erzählt uns eine wilde Geschichte mit dem Ergebnis, dass er Geld brauchte, um sein Auto aus einer Garage zu holen, wo es bereits seit über 2 Jahren stand.

Beim Frühstück entschieden wir uns für eine kleine Planänderung. Wir wollten unser (inzwischen irgendwie liebgewonnenes) Fluchtauto einen Tag länger ausleihen und damit zurück in Richtung Norden nach Isfahan fahren. Schnell und unkompliziert klärten wir diese Planänderung per Whatsapp mit der Autovermietung, bezahlten eine weitere Übernachtung im Guesthouse und schon saßen wir wieder im Auto in Richtung Persepolis.

Every day the same procedure – Stopp an der Tankstelle zum Tanken. Inzwischen waren wir richtig gut darin. Wir konnten die Zahlen lesen, Andreas konnte inzwischen auf persisch von eins bis zehn zählen und so benötigten wir keinerlei Hilfe mehr beim tanken.

Doch heute winkte uns der nette Tankwart zurück. Er hatte – im Gegensatz zu uns bemerkt, dass wir auf einem Reifen kaum noch Luft hatten. Da im Iran keine Möglichkeit bestand an der Tankstelle selbst Luft aufzupumpen, waren wir sehr froh, dass ein LKW-Fahrer direkt seine Hilfe anbot und all unsere Reifen mit seinem Kompressor mit frischer Luft befüllte. Mit nun perfekt gewartetem Fahrzeug fuhren wir weiter – natürlich mit dem üblichen, stockenden Verkehr.

Endlich in Persepolis angekommen, entrichteten wir eine Parkgebühr und bezahlten einmal mehr 1 Mio. Rial Eintritt pro Person. Besonders clever war es, die Eintrittskarten nach Kauf direkt in den Rucksäcken zu verstauen, welche wir an der Garderobe abgeben mussten. Im Austausch erhielten wir übrigens einen super stylischen Beutel mit dem Aufdruck „unserer“ Bank Ayandeh … das Schicksal lachte uns heute wohl ein wenig aus. Das wir die Tickets noch benötigten, bemerkten wir erst am zweiten Einlass. Also mussten wir bei brütender Hitze und ohne Aussicht auf Schatten wieder 500m zurück um die Eintrittskarten zu holen. Ein kleines Stimmungstief ließ die Ruinen leicht erzittern.

Persepolis ist relativ übersichtlich und es sind leider nur noch wenige Überreste vorhanden. Während Melanie nach einer Weile, aufgrund der Hitze, die Streikposition einnahm und sich an einem Getränkestand im Schatten mit frischem Melonensaft vergnügte, erklomm Andreas einen Hügel in der Hoffnung die Gräber oder Tempel betreten zu können. Melanie gönnte sich derweil neben dem Melonensaft natürlich noch einen Kaffee in der Variante „super teuer“.

Etwas enttäuscht kam Andreas von seiner Hügelbesteigung zurück – leider konnte man die Gräber oder Tempel nicht betreten. Unterwegs war er noch von einer „Familie“ angesprochen worden. Der nette iranische Mann stellte Andreas seine Frau, seine beiden Kinder … UND seine Freundin vor. Andreas war ein wenig überrumpelt und so lächelte er einfach freundlich.

Nach unserer etwa 1,5 Stunden andauernden Erkundungstour der Ruinen in der prallen Sonne fuhren wir weiter zur Nekropolis. Schon von weiten war zu sehen, dass nur 3-4 Gräber existieren, die man auch vom Parkplatz aus sah und nicht betreten konnte. Wir sparten uns also den Eintritt und machten nur zwei Schnappschüsse. Bevor wir weiterfahren konnten, wurde Andreas von einem iranischen Taxifahrer angesprochen. Ohne großartig darüber nachzudenken, lieh Andreas dem Mann kurz seine Sonnenbrille, da dieser sehr daran interessiert war. Nachdem der Mann Andreas die Sonnenbrille zurückgegeben hatte gestand er Andreas, dass er eine Bindehautentzündung oder etwas ähnliches hatte … wieder ein freundliches Lächeln von Andreas und erstmaliger Einsatz von Desinfektionstüchern.

Nachdem alles ordnungsgemäß desinfiziert worden war, entschieden wir uns spontan über Schiras noch zum sogenannten Pink Lake (Maharloo Lake) zu fahren. Aus den Informationen, die wir gefunden hatten sollte der See richtig Pink strahlen, hervorgerufen durch hohen Salzgehalt und dadurch einer enorm hohen Konzentration von Algen. Nach etwa 2 Stunden Fahrt erreichten wir den See und waren erstaunt – doch leider nicht positiv. Zum Einen gab es keinerlei wirkliche Möglichkeit einen Stopp einzulegen, da der See direkt an einer Schnellstraße lag, zum Anderen war (danke Menschheit und globale Erwärmung) nicht mehr viel von dem See übrig. Davon deprimiert traten wir schnell die Rückreise an.

Zurück in Schiras entschieden wir uns, nach stundenlanger Parkplatzsuche, noch dazu ein wenig durch die Stadt zu schlendern. Wir gingen in Richtung des zentralen Platzes und besuchten zunächst das Vakil Badehaus. Ihr dürft gerne raten, wie hoch der Eintrittspreis war … richtig! Das Badehaus war ein wenig wie ein Museum eingerichtet und war recht interessant anzuschauen. In unmittelbarer Nähe befand sich auch die gleichnamige Vakil Moschee.

Also entrichteten wir den üblichen Eintrittspreis und besuchten auch noch die Moschee. Jedoch nicht ohne kleinen „Zwischenfall“. Am Eingang entspann sich ein kleines Gespräch zwischen uns und einem zunächst nett wirkenden Einheimischen, der auch ein paar Brocken Deutsch konnte. Um sein Englisch etwas aufzubessern, bat er uns, dass wir ihm unsere Eintrittskarten zur Moschee aushändigen sollten. Etwas seltsam, aber nun gut – wir willigten ein. Er folgte uns zum Ticketschalter und direkt nach Erhalt unserer Tickets, versuchte er diese wortwörtlich an sich zu reißen. Es wurde etwas lauter, wir versuchten ihm klarzumachen, dass wir ERST die Moschee besuchen wollten. Der Spaß war vorbei, als er Mel anfasste und ihr die Tickets entreißen wollte – selbst der ältere Ticketverkäufer versuchte zu helfen und war leicht fassungslos.

Wir „flüchteten“ ins Innere und besichtigten die Moschee. Doch wir mussten diese ja auch wieder verlassen. Ca. eine halbe Stunde später, lauerte der seltsame Typ uns wieder am Eingang auf und folgte uns. Wir hatten uns entschieden ihn gekonnt komplett zu ignorieren und in Richtung Basar zu schreiten. Der Spaß war endgültig vorbei, als er unter lauten Worten Andreas am Arm festhielt. Eine kleine „Rangelei“ und Andreas klare und sehr laute Ansage, dass es bald endgültig die letzte Aktion des seltsamen Typen gewesen sein würde, wenn er uns noch einmal berühren sollte, klärte die Situation endgültig. Unter argwöhnischen Blicken der Basarhändler besuchten wir selbigen. Seltsamerweise schwirrten nun mehrere „fliegende“ Messerhändler um Andreas um ihm die schärfsten Messer der Welt zu verkaufen.

Nach dem Besuch des Basar landeten wir wieder auf dem Hauptplatz, wo wir uns erst einmal ein kleines Café suchten um etwas Ruhe zu haben und neue Kraft zu tanken. Wir ließen es uns mit leckeren Getränken gut gehen und teilten uns einen Eiskuchen – ein riesiges Stück Schokoladenkuchen mit 3 gigantischen Kugeln Schokoladeneis, abgedeckt mit einem zweiten riesigen Stück Schokoladenkuchen. An den Nachbartischen fand diese Köstlichkeit ebenfalls Fans. Interessant war nur, dass die zierlichsten Damen sich dieser gewaltigen Portion alleine annahmen und diese „Herausforderung“ meisterten, an der wir zu zweit fast scheiterten.

Nachdem wir im Restaurant Doosi zu Abend gegessen hatten (absoluter Geheimtipp und etwas schwer zu finden) genehmigten wir uns in der Rooftop-Bar unseres Hostels noch mehrere leckere Minz-Margaritas.