Nach einem reichlichen Frühstück mussten wir uns von dem netten Ehepaar verabschieden und bezahlen. Sage und schreibe 10 Mio. Rial mussten wir für die Übernachtung, Abendessen und Frühstück bezahlen und das auch noch in bar. Das nette Pärchen gab uns 1 Mio. zurück. An diesem Punkt dachten wir noch – wir heben „einfach“ unterwegs Geld ab. Allerdings hatten wir schon ein wenig Bauchschmerzen, da man im Iran nur 2 Mio. pro Tag am Automat abheben konnte (etwa 8 EUR). Uns wurde noch angeboten, eine Fluss-Tour zu unternehmen. Wir mussten ablehnen, weil sie mind. zwei Stunden dauern würde und wir heute noch bis nach Yazd fahren wollten.

Zuerst besuchten wir auf dem Weg den Morteza Ali Canyon. Hier herrschte, aufgrund des iranischen Wochenendes (welches am Donnerstag und Freitag ist), bereits dichtes Gedränge. Gerne wären wir durch den Canyon gewandert, aber Andreas – aus der Befürchtung heraus, dass seine Schuhe kaputt gehen könnten – ging in einen kleinen Warnstreik. Durch den Canyon führten nur Wege durch knöchelhohes Wasser und über spitze Steine, sodass barfuß gehen keine Option darstellte. So ging es unverrichteter Dinge weiter in Richtung Yazd.

Unterwegs versuchten wir immer wieder an Automaten Bargeld mit unserer iranischen Bankkarte abzuheben, jedoch erhielten wir immer wieder die Meldung, wir hätten bereits unser Limit erreicht. Daraufhin nahm Andreas Kontakt zu unserem iranischen Kartendealer auf. Es stellte sich heraus, dass wir nur Automaten der Ayandeh Bank nutzen konnten – false advertisement läßt grüßen. In Yazd angekommen (6 Stunden und etwa 400km später), besuchten wir zunächst die Türme der Stille, die etwas außerhalb der Stadt (15km) liegen. Wir zahlten den Standard-Sehenswürdigkeiten-Touristen-Eintrittspreis in Höhe von 1 Mio. Rial je Person und fanden gleich einen neuen Freund – einen Hund, der uns fortan auf Schritt und Tritt beim Sight Seeing begleitete.

Nachdem ein einheimisches Pärchen dachte, es sei unser Hund, kam Andreas mit ihnen ins Gespräch. Wir bzw. unser neuer Begleiter waren in ein kleines Instagram Fotoshooting geplatzt – die junge Dame nahm aufgrund ihrer Angst vor „unserem“ Hund die High-Heels buchstäblich in die Hände. Nach einem Gespräch (bei dem Andreas, trotz der enormen Hitze, ein wohlriechender Duft attestiert wurde) und etlichen gemeinsamen Fotos später, bekam Mel von der jungen Frau einen schicken roten Schal geschenkt. Gut für Andreas, weil er so Mel den Rest des Urlaubs nie aus den Augen verlieren konnte.

Anschließend setzten Mel und Andi das Sight-Seeing Programm in der Innenstadt fort. Zuerst wurde Halt am Amir Chakhmaq Komplex gemacht. Auch dort kamen wir, nach einem wunderbaren, eiskalten Melonensaft, ins Gespräch mit einem einheimischen Pärchen aus Schiras – während dieses Gesprächs wurden uns von anderen Einheimischen die Handys fast ins Gesicht gedrückt, während sie uns filmten. Das Pärchen wollte bald nach Kaiserslautern auswandern und lernte schon fleißig Deutsch. Wir tauschten noch unsere Telefonnummern für den Fall, dass wir noch Tipps für Schiras bräuchten und die beiden Hilfe in Deutschland. Ein paar Hotels hatten sie uns schon empfohlen – allerdings entsprachen die Preise nicht so ganz Mel’s und Andi’s Vorstellungen (ab 180 Dollar pro Nacht).

Nebenan war gleich ein bekannter Zurkhaneh (eine Art Sportklub). Nachdem wir die übliche Million Eintritt bezahlt hatten, wurden wir leider enttäuscht. Die Show begann 19:00 Uhr und es war bereits 19:20 Uhr – der „nette“ Herr am Eingang erwähnte dies mit keiner Silbe. Aus Mitleid zeigte noch ein Sportler eine kurze Darbietung des Varzesch-e Bastani (Körperertüchtigung mit schweren Holzkeulen), welche jedoch eher unmotiviert und auch noch fehlerhaft war – stellenweise hatten wir Angst erschlagen zu werden.

Anschließend führte der Weg zur Freitagsmoschee. Da Mel keine Lust auf eine erneute Vollverschleierung hatte, blieb es bei ein paar Schnappschüssen und langsam hatten wir auch richtig Hunger. Von den Empfehlungen verschiedener Webseiten getrieben, verschlug es Mel und Andi in die Altstadt. Leider war kein Restaurant mehr geöffnet. Nach langer Suche fanden wir ein Restaurant, um unseren Hunger zu bekämpfen – für mehr taugte das aufgewärmte Essen im Keller eines Hotels auch nicht. Auf dem Rückweg ins Hostel entstanden noch etliche Fotos der schönen Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und traditionellen Windtürmen. Eigentlich waren wir – mal wieder – todmüde, doch kaum im Hostel angekommen, trafen wir auf Masoud. Ein ehemaliger LKW-Fahrer und nun Tourguide, mit dem wir über alle mögliche redeten und so kam es, dass wir erst kurz nach halb 03 Uhr morgens in unsere Betten fielen.