Nach einem ausgiebigen Frühstück zeigte uns ein Angestellter noch ein Fotoalbum über Reza’s Geschichte und das Chapaker Guesthouse und wir hinterließen noch einen Gästebucheintrag. Zwischendurch schaute Reza noch einmal kurz vorbei, um uns zu verabschieden. Er musste leider schnell weiter, um eine Klasse im College zu unterrichten. Alles in Allem zahlten wir 21 Mio. Rial (etwa 68 EUR) für die gestrige Tour durch die Wüste, das Grillen, die Übernachtung und Frühstück. Da wir als Planungsgenies natürlich noch keine Unterkunft in Tabas, unserem nächsten Ziel hatten, nahm sich Reza der Sache an und informierte uns den ganzen Tag über stetig über Neuigkeiten.

Gegen 10:00 Uhr – wie immer zu spät – starteten wir in Richtung Tabas. Unterwegs machten wir mal wieder Rast an einer Tankstelle. Zunächst dachten wir, dass die Tankstelle geschlossen hätte, aber lediglich die Sicherungen der Zapfsäulen mussten aktiviert werden. Bei einem Kaffee legte uns der Shop-Besitzer nahe, den angrenzenden Ort Anarak zu besichtigen. Er zeigte uns eine halbe Stunde lang sehr viele Fotos auf seinem Handy – auch private Fotos von seiner Wohnung und seinem zweiten Standbein – persische „Antiquitäten“ aus seinem Onlineshop. Leider mussten wir uns gegen seinen Vorschlag entscheiden, da wir noch eine lange Strecke vor uns hatten und so fuhren wir nach dieser Pause weiter in Richtung Tabas. Unterwegs fanden wir am Straßenrand noch einen Lost Place – eine verlassene Siedlung – welche wir, natürlich kurz erkunden mussten.

Auf dem Weg nach Tabas ereignete sich eine kurze Schrecksekunde. Es gab einen gewaltigen, lauten Schlag. Andreas, kurz abwesend, schreckte fürchterlich zusammen. Ein Vogel hatte die schlechte Idee gehabt, sich mit unserem Auto zu messen bzw. der Windschutzscheibe und zog den Kürzeren.

Ausnahmsweise erreichten Mel und Andi nach über 500km schneller als erwartet Tabas, sodass noch ein wenig Zeit blieb zum Kal-e Jeni Canyon (Tal des Dschinn) zu fahren, der kaum einem Einheimischen bekannt ist. So konnten wir nahezu ungestört den Canyon erkunden und Mel konnte zumindest für eine gewisse Zeit auch mal auf das Kopftuch verzichten. Auch wenn es unglaublich klingt, aber tatsächlich erzeugte der Wind, der durch den Canyon wehte, seltsame, geisterhafte Geräusche. Am Ende des Wanderwegs erreichten wir eine kleine Wasserstelle. Einheimische Männer erfreuten sich am kühlen Nass, während die Frauen sich nicht in die Fluten stürzten oder vielleicht auch nicht durften.

Unsere Anwesenheit führte dazu, dass die Einheimischen zurück zum Parkplatz gingen. Später trafen wir sie auf dem Parkplatz wieder. Plötzlich waren sie zugänglich und wollten unbedingt Fotos mit uns beiden und luden uns sogar noch auf einen Tee ein. Wir lehnten dankend ab, da wir nach wir vor noch keine genaue Info zu unserer heutigen Unterkunft hatten. Eine kurze Weile und ein paar Textnachrichten später, wussten wir wohin unser Weg führen sollte: nach Ezmeyghan in die „The Agha Seyed Zabihollah Traditional Residence“.

Wir wurden bei unserer Ankunft freundlich von einem älteren Ehepaar begrüßt. Da beide kein Englisch sprachen, wurde per Telefon mit einem Bekannten kommuniziert. Ezmeyghan ist ein sehr kleiner Ort, der uns an eine Oase erinnerte. Da in dem kleinen Ort kein Imbiss existierte – zumindest für uns nicht klar erkennbar – kümmerte sich das Ehepaar um unser leibliches Wohl. Wir bekamen Datteln, Kekse, Kaffee und Tee zur Begrüßung. Gegen 21:00 Uhr bekamen wir dann Abendessen: Hähnchen mit Safranreis. Dazu wurde uns das traditionelle Getränk „Dugh“ serviert. Dabei handelte es sich um eine etwas dickflüssige Milch, die sehr säuerlich war und gleichzeitig Minze enthielt – unser Geschmack war das leider nicht. Den Abend ließen wir auf der Dachterrasse ausklingen, nachdem Andreas noch im Nachbarhaus duschen war. Müde fielen wir ins Bett – äh, nein – auf den Boden. Wir nächtigten in einer traditionellen Unterkunft – geschlafen, gesessen und gegessen wurde auf dem Fußboden bzw. dem großen, landestypischen Perserteppich.