Während Mel wieder im Bus wie ein Baby schlief, machte Andreas nur kurz die Augen zu. Gegen 06:30 Uhr kamen wir in Bandar Abbas an. Die Hoffnung, unser Gepäck am Busbahnhof abgeben zu können verschwand fast unverzüglich, nachdem wir einem Blick auf die heruntergekommene Halle geworfen hatten. Plan B musste her – aber Mel brauchte erst einmal ihre Droge Kaffee. Nach Kaffee und Tee entschieden wir uns mit einem Snapp zum Hafen zu fahren.
Dort angekommen, kauften wir die Tickets für die Fähre (2,5 Mio. Rial, ca. 8 Euro), die nur dreimal am Tag fuhr. Mehr als pünktlich fuhr die Fähre um 09:00 Uhr nach Hormuz. Während der Überfahrt ging Mel wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nach und schlief eine knappe Stunde. In der Zwischenzeit verteilte Andreas die Kekse aus Kerman, woran sich insbesondere die anwesenden Kinder erfreuten. Zunächst wollte niemand bei den Keksen zugreifen. Nachdem jedoch klar wurde, dass wir Deutsche waren, war das Interesse auf einmal riesengroß – die restlichen Kekse überließ er der Crew der Fähre.
In Hormuz angekommen, kauften wir gleich die Tickts für die Rückfahrt. Leider fanden nur drei Überfahrten statt (11:00 Uhr, 14:00 Uhr und 19:00 Uhr), sodass wir uns für die Fahrt 14:00 entscheiden mussten, um unseren Flug nach Teheran nicht zu verpassen. Am Fährhafen warteten bereits Tuk-Tuk Fahrer darauf, den Touristen die Insel in drei Stunden zu zeigen. Etwas widerwillig kauften wir die Tuk-Tuk-Tour für 6 Mio. Rial in bar. Das Bargeld hatte gerade noch gereicht, nachdem unsere Verhandlungsversuche kläglich gescheitert waren.
Unser Fahrer zeigte uns die Highlights der Insel: die Salt Goddess, die Salt Cave, das Valley of Statues, den Red Beach, die Majara Residences, das Rainbow Valley, und die Rainbow Cave. Vom Kliff am Valley of Statues aus, dem Sunset Abyss, hatten wir einen wunderbaren Blick auf das Meer. Melanie sah sogar einen kleinen Hai in der Tiefe.
Am Red Beach wurde Andreas das erste Mal von unserem Fahrer mit roter Farbe bemalt. Mit seiner Kriegsbemalung ging er zum Strand und entdeckte, dass der Sand eher silberfarben war. Insofern ist Red-Silver Beach wohl die treffendere Bezeichnung. Der Fußweg zur Rainbow Cave war in der Hitze anstrengender als gedacht. Wieder einmal wurde Andreas bunt geschmückt. Unser TukTuk Fahrer entdeckte auf dem Weg Unmengen farbiger Steine. Die Farbe der Steine nutzte unser Fahrer, um sie auf Andreas Arm aufzutragen. So schmückten innerhalb von knapp 10 Minuten mindestens 12 verschiedene Farben seinen Unterarm.
Um tief in die Höhle hinein zu gelangen, mussten wir einen Teil in der Hocke „gehen“ – eher kriechen, fast robben. Melanie wurde ein wenig panisch. Die Luft in der Höhle war auch sehr stickig, es war unglaublich warm und so feucht, dass die Farben auf Andreas‘ Arm in kürzester Zeit ineinander verliefen. Am Ende des Gangs angekommen, bekamen wir eine wundervolle, kunterbunte Höhle zu Gesicht. Soetwas hatten wir zuvor noch niemals gesehen. Die Höhle war für uns beide, trotz Mel’s leichter Klaustrophobie, das Highlight aller Stopps auf der Insel. Nach knapp 4 Stunden waren wir zurück am Hafen und erreichten somit pünktlich unsere Fähre.
Die Crew bedankte sich unterwegs bei Andreas für die Kekse. Nach einer Stunde erreichten wir Bandar Abbas. Die Stadt war am Nachmittag wie ausgestorben. Nachdem alles geschlossen hatte, entschieden wir uns zum Flughafen zu fahren. Nachdem wir wieder einmal nicht passend bezahlen konnten, berechnete uns der Fahrer weniger. Am Eingang zur Abflughalle fand schon direkt am Eingang eine Art Security Check statt, sodass wir sechs Stunden im Terminal ohne – so dachten wir – rauchen zu können festgesessen hätten. Also verbrachten wir eine Ewigkeit in der Ankunftshalle.
Spät am Abend checkten wir ein. Immerhin hatte in der Abflughalle ein kleines Restaurant geöffnet. Melanie war so ausgehungert, dass sie die halbe Speisekarte bestellte – Andreas fragte sich nur, ob er noch mit derselben Frau unterwegs war. Es war das teuerste Essen, dass wir im Iran bisher bestellt hatten – 25 Euro. Am Nachbartisch rauchten plötzlich drei Männer. Melanie stieß einen Freudenschrei aus – sie konnte im Flughafengebäude rauchen. An diesem Punkt wollte Andreas klammheimlich verschwinden.
Beim Securitycheck mussten wir uns, geschlechtsgetreu, trennen und in unterschiedliche Reihen und Kabinen. Bei Andreas dauerte der Check ziemlich lange, weil er komplett gefilzt wurde. Melanie wurde schon unruhig. Nach geraumer Zeit betrat Andreas endlich den Wartebereich und schilderte seine Erlebnisse – mit seinem Bart wurde er vielleicht für einen Schmuggler gehalten. Sein Rucksack war 4-mal gescannt worden, er musste alles ausräumen und der Rucksack wurde nach Geheimfächern untersucht.
Unser Flieger glich der Kategorie Holzklasse. 23:50 Uhr kamen wir in Teheran an. Am Ausgang wurden wir schon von Taxifahrern abgefangen, die unverschämte Preise verlangten. Wir sagten ihnen, dass wir ein Snapp bestellt hatten. Daraufhin wurde uns erzählt, dass kein Snapp erscheinen würde, weil die Straße gesperrt sei. Wir ließen uns nicht beirren und nach einer kurzen Wartezeit kam unser Snapp – Taxifahrer … weltweit … Verbrecher und Lügner. Gegen 01:00 Uhr erreichten wir das Heritage Hostel in Teheran und fielen todmüde ins Bett in unserem Kellerzimmer.
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