Am nächsten Morgen wurden wir mit minimaler Verspätung von Amir am Busbahnhof abgeholt. Während wir auf Amir warteten, holten wir die von Pegah reservierten Bustickets bei TBC-Bus ab. Glücklicherweise sprachen auch hier die Verkäufer Englisch. Laut Amir passierte es nie, dass die Busse pünktlich sind. Damit wir gut gestärkt in den Tag starten konnten, frühstückten wir direkt am Busbahnhof. Einmal mehr gab es viel zuviel zu essen – Andreas langte ordentlich zu. Anschließend schauten wir uns ein wenig die Innenstadt von Kerman an. Vom Basar aus, der noch nicht geöffnet hatte, ging es zu den Überresten der Stadtmauer und weiter zur Freitagsmoschee. Als wir über einen Obst- und Gemüsemarkt schlenderten, stolperte Amir, fiel hin, konnte sich aber gekonnt abrollen. Danach machten wir uns Richtung der Kaluts of Shadad auf.

Da die Mittagshitze nahezu unerträglich war, hielten wir zum Lunch im Schahzadeh-Garten an. Bevor wir den Garten betraten, verpflegte uns Amir mit Kirschen und selbstgebackenem Kuchen. Wir zahlten die obligatorische Million Eintritt. Andreas traf schon am Eingang einen Gleichgesinnten – einen Profifotografen. Nachdem wir den Park bewundert hatten, war es schon wieder an der Zeit für eine kleine Stärkung. Während wir es uns gemütlich auf den traditionellen Sitzbänken machten, holte Amir eine Spezialität: Faloodeh kermani, eine Art Suppe aus Stärkekügelchen, Wasser und Eiswürfeln mit einem starken Minzgeschmack. Nach einem halben Teller fror Melanie, trotz 38Grad, so sehr, dass sie einen langärmligen Pullover anziehen musste.

Amir meinte es sehr gut mit uns und bestellte noch ein fast vegetarisches Mittagsmenü – darunter unter Anderem Ghormeh Sabzi und diverse Joghurt-Variationen – da bereits am Abend Fleisch serviert werden sollte. Uns schmeckte es, wie immer, sehr gut. Aber wie immer war es zu viel, sodass wir nebenbei noch die wilden Katzen fütterten. Kugelrund – Melanie fror übrigens immer noch – machten wir uns auf in Richtung der Kaluts.

Nach etwa 10 Minuten Fahrt mussten wir anhalten. Das Auto war kaputt. Amir hatte am Vortag extra alles geprüft und noch Reparaturarbeiten vorgenommen. Trotzdem waren die Leitungen der Benzinpumpe geplatzt. Bei einem Vor-Ort-Reparaturversuch mit Kabelbinder machte Amir alles nur noch schlimmer und die Leitungen rutschten tiefer in das Auto hinein. Dreimal dürft Ihr raten: Amir fuhr ebenfalls einen Samand und die Kabelbinder und Benzinleitungen waren billige Kopien aus China. Amir rief daraufhin einen Freund an, welcher uns kurze Zeit später abholte und mit uns weiterfuhr. Amir gab uns noch sämtliche Vorräte mit auf den Weg: Kirschen, Pfirsiche, und den Kuchen – locker Essen für zwei Tage für zwei Personen.

Auf dem Weg zu den Kaluts hielten wir an einer verlassenen Karawanserei, welche wir bei 46 Grad Celsius und ohne Schatten erkundeten. Am frühen Abend, gegen 18:30 Uhr, erreichten wir unser Ziel. Die Umgebung war atemberaubend und wir entschieden uns einen einsamen Felsen zu besteigen. Doch so einsam war es hier gar nicht. Als wir den Gipfel erreichten, erblickten wir etwa 30m weiter 9 SUV’s und dementsprechend viele andere Touristen und Einheimische. Wir schossen etliche Fotos, bevor ein sehr vertrautes Geräusch an Andreas‘ Ohren drang – einer der anderen Touristen ließ eine DJI Drohne fliegen, welche im Iran eigentlich verboten sind. Hatten wir mitten in der Wüste einen Spion entdeckt? Egal. Andreas war leicht säuerlich weil er die Drohne in Deutschland gelassen hatte um nicht „aus Versehen“ festgenommen zu werden.

Amir, der zwischenzeitlich sein Auto hatte reparieren lassen, kam ca. 30min nach uns an und wir wechselten erneut das Auto. Amir, der die Wüste wie kein Anderer kennt, brachte uns zu einem etwas abgelegenen Ort, da auch er keine wirkliche Lust auf Menschenmengen hatte. Auf dem Weg zu diesem Ort drehte Amir nun richtig auf.

Andreas hatte sich bereits den halben Tag gefragt, wieso Amir extra Handschuhe für die Fahrt anzog. Des Rätsels Lösung war, dass er durch die Dünen heizte als hätte er einen 4×4. Andreas grinste über beide Ohren, während wir durch die Dünen drifteten und Melanie immer unruhiger wurde. Amir zeigte uns die besten Spots, die selbst von den anderen 4×4-Autos nicht angefahren wurden.

Auf einem Felsen genossen wir den Sonnenuntergang und danach eröffnete Amir noch sein Wüstencafé, bestehend aus einem Campingtisch, Campingstühlen, Tee, Kaffee und Kuchen. Mittlerweile war es dunkel und Amir zeigte uns mit dem Laserpointer noch die Sterne. Nachdem Andreas viel kaltes Obst vernascht hatte und wir den ganzen Tag über gemästet worden waren, meldete sich sein Darm zu Wort – es war dringend. Eigentlich war es vorher schon dringend gewesen – aber nun herrschte wirklich Alarm im Darm. Mel versuchte Andreas das Wüstenklo schmackhaft zu machen, aber aufgrund der Umstände und seines Stolzes winkte er immer wieder „dankend“ ab. Genießen konnte er den Sternenhimmel nicht mehr. Als Amir uns eröffnete, dass die Fahrt zur Unterkunft noch etwa 50min dauern würde, standen Andreas eiskalte Schweißperlen im Gesicht.

Während der gesamten Fahrt sagte Andreas kein Wort mehr, hielt sich verkrampft am „Notgriff“ fest und kämpfte gegen aufkommende Ohnmachtsgefühle. Endlich im Hotel angekommen, sprengte Andreas zwei Dinge: zum Einen den Weltrekord im Sprint für 60m, zum Anderen … naja, lassen wir die Details an dieser Stelle aus.

Zum Abendessen gab es zarte Lammkeulen, jede Menge Reis und Brot. Nach dem Essen begann das Wellnessprogramm und Andreas ließ seine Füsse in den kleinen Wasserlauf baumeln, der quer durch das Gelände der Lodge floss, und sich von Fischen anknabbern, während er für Pegah von Persiangates ein Werbevideo für Social-Media-Kanäle aufnahm. Im Anschluss sprachen wir noch weit bis in die Morgenstunden mit Amir und dem Lodgebesitzer über alle möglichen Dinge.

Link zu Persiangates und Kontaktdaten von Amir (beide eine absolute Empfehlung):

Amir Moghaddam: [email protected]; +989131982482