Der nächste Morgen startete für uns nicht so gut. Wir waren vollkommen übermüdet und wurden viel zu spät und gar nicht wirklich wach. Unsere Nasen waren wegen der Klimaanlage zu und Andreas hatte starke Halsschmerzen. Wir stärkten uns mit einem kleinen Frühstück und beim Versuch die kleine Kaffeemaschine zu bedienen, kam Melanie’s Zerstörungswut zum Vorschein – die anwesenden Damen schmunzelten und hielten uns wahrscheinlich für ein wenig unterbelichtet.

Nach langer und hitziger Diskussion wegen der nächsten Übernachtung – wir entschieden uns, noch eine Nacht länger in Qazvin zu bleiben – holten wir unser Gefährt vom Schrottplatz. Es war glücklicherweise nicht über Nacht „verwertet“ worden und wir bezahlten den älteren Nachtwächter 200.000 Rial für 2 Nächte.

Gegen 09:45Uhr starteten wir unseren Weg in Richtung des Alamut Schloss. Die kommenden 100km führten uns fast ausschließlich über enge Serpentinen immer höher in die Berge. Melanie’s Gemütszustand erhitzte sich wegen der Serpentinen und unseres Tankinhalts immer mehr. Glücklicherweise fanden wir nach einer Weile eine geöffnete Tankstelle mit kleinem Shop, wo sie einen Kaffee trinken konnte und sich wieder etwas beruhigte.

13Uhr erreichten wir den Fuß des Berges, auf dessen Spitze das zerstörte Schloss thront. Nach 30-minütigem Fußmarsch mit einigen Pausen (es war sehr warm und steil) erreichten wir den Gipfel und somit den Hauptteil des Schlosses. Leider wurde ein Großteil der Festung 2004 durch ein Erdbeben zerstört und überall fanden sich kleinere und größere Baustellen und Baugerüste. So verweilten wir nur eine kurze Zeit in den Ruinen, bevor wir uns wieder an den Abstieg wagten.

Weitere 50km Serpentinen führten uns zum Ovan See. Auf dem Weg dorthin waren wir noch auf der Suchen nach den sogenannten Andej Rocks, einer Felsformation in der Nähe des gleichnamigen Dorfs. Bis heute sind wir uns nicht wirklich sicher, ob wir die Felsen wirklich gefunden haben. Während wir uns an den angesteuerten GPS-Koordinaten durch das Unterholz quälten, fanden wir auf jeden Fall eine kleine Höhle, welche über eine nicht sehr vertrauenerweckende Leiter zu erreichen war. Leider war es nur eine ca. 2x2m große Höhle, welche wahrscheinlich für kleinere Feiern genutzt wurde – wir fanden nur Müll und Überreste von Lagerfeuern.

Endlich am See angekommen fanden wir etliche johlende und feiernde Iraner vor. Das Baden im See war verboten und wir hatten, aufgrund des Geruchs der uns hier in den Nasen lag, auch keine wirkliche Lust, die Wassertemperatur zu testen. Zu allem Überfluss brach plötzlich ein Sturm los, der uns schnell zur „flucht“ zwang. Diverser Müll flog uns um die Ohren, die Bäume bogen sich bedrohlich von links nach rechts und der Himmel verdunkelte sich immer weiter, während wir uns auf dem Rückweg nach Qazvin befanden.

Zurück in Qazvin besuchten wir kurz den Basar und tankten ein wenig Energie in einem schönen, kleinen Café. Wir probierten diverse Getränke und beim Bezahlen entspann sich ein ausgedehntes Gespräch mit unserem Kellner (der Gott sei Dank, zur Abwechslung, englisch sprechen konnte) über die Probleme im Iran und die Meinung und schlimme Situation der Bevölkerung des Iran.n einer kleinen Seitenstraße fanden wir einen kleinen Imbiss. Seit mehreren Generationen in Familienbesitz (erkennbar an den vielen persönlichen Bildern im Raum), freuten sich Besitzer und die wenigen anderen Gäste über unseren Besuch. Ein älterer Mann, der wohl sein Abendessen holte, grinste Andreas lange an und klopfte ihm mehrfach nett auf die Schulter. Mit Händen und Füßen bestellten wir unser erstes Kebab bzw. Kabab – Fleisch auf Spießen über offenem Feuer gegrillt. Bei einigen Spießen konnten wir erkennen, was wir zu uns nahmen. Bei 2 Spießen, die wir per Fingerzeig gewählt hatten, waren wir uns recht sicher, was wir bestellt hatten, bei den beiden verbliebenen, wissen wir nach wie vor nicht, was wir aßen (entweder Herz und Fett, oder Lunge und Hirn) – egal, denn alles schmeckte wirklich wunderbar.

Auf dem Rückweg zur Unterkunft besichtigten wir noch kurz das Grab der 4 Propheten, obwohl bereits geschlossen. Im Hotel planten wir einige der nächsten Übernachtungen und buchten diese auch. Zum Glück konnten wir hierbei auf das VPN unseres Arbeitgebers zurückgreifen, sonst wäre die Buchung unmöglich gewesen. Gegen 00:30Uhr gingen wir ins Bett.