Da wir ja bei unserer Reisevorbereitung in Erfahrung gebracht hatten, dass die Eintrittskarten für die Nationalparks eine Gültigkeit von 24 Stunden hätten, war unser Plan, unsere Fahrt zum Amboseli Nationalpark abzukürzen, indem wir einfach durch den Tsavo West Nationalpark fahren wollten. Der Ranger am Tor machte uns jedoch leider klar, dass hier im Tsavo die Tickets ihre Gültigkeit verlieren, sobald man den Park verlässt. Da er aber Mitleid mit uns hatte, oder uns irgendwie mochte, quittierte er uns auf unseren gestrigen Tickets, dass wir Übernachtungsgäste des Parks gewesen wären. So konnten wir unseren Plan in die Tat umsetzen und die mit dieser Abkürzung eingesparten 2 Stunden Fahrtzeit in die Suche nach den Nashörnern stecken. Ein geeigneter Ort schien für uns das sogenannte Rhino Valley. Doch wieder einmal hatten wir kein Glück. Der Tag war extrem warm und auch die Tiere versteckten sich bei diesen Mittagstemperaturen um die 34 Grad Celsius lieber irgendwo im Schatten.
So blieb uns nur der Weg zum Chyulu Gate um auf dieser Seite den Nationalpark zu verlassen. Auf der Fahrt dorthin durchquerten wir ein imposantes Lavafeld, welches durch einen Vulkanausbruch vor Hunderten von Jahren entstanden war. Nach einer sehr holprigen und vorsichtigen Fahrt (scharfkantiges Lavagestein und Reifen vertragen sich nicht gut) erreichten wir das Tor und verließen den Park durch selbiges. Andreas besuchte noch kurz das WC oder wohl eher die Latrine (ein Holzverschlag mit Loch im Boden) und wir setzten anschließend unsere Fahrt fort. Trotz offizieller Straße (wenn man eine kenianische C-Straße so nennen darf) fuhr Andreas den Weg weiter. Hatte hier etwa jemand Blut geleckt? Die Fahrt wurde nur durch einen Kontrollposten mit einer Schranke mitten im Nirgendwo unterbrochen. Da keiner der Soldaten den Eindruck erweckte, er wolle unbedingt die Schranke öffnen, stieg Mel aus um die Sache zu klären. Dreisterweise forderten die Soldaten „Weihnachtsgeld“ von uns stinkreichen, weißen Mzungos. Doch sie hatten die Rechnung nicht mit Mel gemacht. Nach einigem Hin und Her winkten sie nur ab und öffneten die Schranke. Andreas hatte sich derweil vor den verkaufswütigen Großmüttern des naheliegenden Dorfes, welche inzwischen strategisch das Auto umzingelt hatten, nur erwehren können, indem er ihnen eine leere 1,5l Plastikflasche übergab, welche sie für die Zubereitung ihres lokalen Gebräus nutzen wollten.
Die weitere Fahrt verlief recht ereignislos. Angekommen in unserer Unterkunft Amboseli Eco Camp hatten wir noch eine Mission zu erfüllen – wir benötigten noch eine kenianische SIM-Karte. Unser Herbergsvater telefonierte mit einem Bekannten und so setzten wir uns erneut in Bewegung ins 10km entfernte Kimana. Die Suche nach dem genannten Laden wurde zunächst etwas erschwert, da sich bei der Wegbeschreibung im Ort auch wieder eine kleine Links-Rechts-Schwäche des Beschreibenden zeigte. Nach einiger Zeit fanden wir den Nature Shop und seinen sehr netten Inhaber Jacob. Dieser freute sich sichtlich und kennenzulernen und tat alles Mögliche um uns zu helfen. So kämpften wir gemeinsam zunächst gegen die bürokratischen Hürden. Auch in Kenia ist es nicht so leicht, als Ausländer, eine SIM zu bekommen – Jacob half uns hier mit seinem Personalausweis aus. Im Anschluss streikte noch ein wenig die Technik von Mel‘s Urlaubshandy und es musste noch Guthaben aufgeladen werden – da wir, oder besser Jacob hierbei immer wieder von richtiger Kundschaft unterbrochen wurde, dauerte der gesamte Prozess knappe 2 Stunden.
Endlich zurück in der Unterkunft genossen wir noch das frisch zubereite Beef Stew mit Reis und einer Art Grünkohl unseres Masai-Herbergsvaters und relaxten auf der Veranda unseres Stelzenhauses mit Blick auf den Kilimandscharo, der uns aus der Ferne schon einmal bedrohlich anfunkelte.
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