Wie bereits erwähnt, schlürfte Andreas noch genüsslich an seinem Bier, die lang ersehnte Dusche schon vor dem inneren Auge, als Mel offenbarte, dass die heutige Unterkunft storniert werden musste, da wir in einer halben Stunde von einem Shuttle in Moshi abgeholt werden würden, um noch am selben Abend nach Arusha zu fahren. Abgeholt wurden wir von Andrew und nach knapp 2 Stunden erreichten wir unser Ziel in Arusha. Wir klärten noch alle Formalitäten und bezahlten die anstehende Tour. Da die Küche bereits geschlossen hatte, genehmigten wir uns jeder noch 2 Bier und beobachteten vom Balkon aus das Treiben rund um den Busbahnhof – viel Lärm, hektisches Treiben und eine Schlägerei inklusive. Auch interessant zu sehen war schräg gegenüber ein Haus, das auf dem Dach eines Hauses gebaut worden war.

Tag 1 – Transit und Tarangire Nationalpark – Ein verrücktes Team

Wie gewohnt mit leichter Verspätung holte uns unser Fahrer und Guide Douglas am nächsten Morgen von unserem Hotel ab. Wir waren übrigens am Tag zuvor zu einem anderen Anbieter vermittelt worden, da die Tour mit unserem eigentlichen Anbieter nicht stattfinden konnte. Von den geplanten, weiteren Mitreisenden (3 Polen) war Einer positiv auf Corona getestet worden und nun hingen alle 3 in Polen fest. So kamen wir in eine neue Gruppe und wir waren nun insgesamt zu sechst. Zuerst holten wir Henrique (Henry) ab – ein etwas älterer Spanier, der im Winter in Indien lebt. Ein super entspannter, liebenswerter Typ, der viel zu erzählen hatte und in Indien mit seiner eigenen Band bekannt ist. Danach holten wir noch vom „internationalen“ Flughafen Arusha die weiteren Mitreisenden ab (mit einer enormen Verspätung) – eine ziemlich laute Gruppe von 3 Mädels die sich auch irgendwie zufällig gefunden hatten: Winita (Chinesin, die in der Schweiz lebt und nach eigener Aussage 105 Jahre alt ist, besitzt eine Tanzschule), Jasmin (Schweizerin, 33 … die lauteste von allen Dreien, Sängerin und CEO eines Streetfood-Unternehmens (Galileo berichtete schon über Sie und den von Ihr kreierten teuersten Hot-Dog der Welt)) und Andu (geboren in Madagaskar und mit 16 nach Frankreich ausgewandert, nun 31 Jahre alt und Data Analyst). Während unserer gemeinsamen Tour hatten wir die Gelegenheit uns Alle etwas näher kennenzulernen.

Das Erste, was uns am Gate des Tarangire Nationalparks direkt auffiel war, dass es hier wieder etwas touristischer wurde. Etwa 30 Safari-Jeeps reihten sich neben uns vor dem Tor ein und überall wimmelte es nur so von Russen. Der Park war wirklich wunderschön und erneut sahen wir etliche Tiere in der freien Natur – es war immer wieder ein Genuss zu sehen, wie sich die Tiere verhalten, wenn sie nicht in einem Zoo eingesperrt sind. Wir sahen Unmengen Zebras, Giraffen und Elefanten, was für erstaunte Ausrufe unserer Mitreisenden sorgte – für alle 4 war es der erste Game Drive. Unterbrochen wurde dieser nur durch unser Picknick mit lecker befüllten Lunchboxen und einem Kilimanjaro-Bier aus der Büchse. Andu verlor hierbei ihre Banane an einen dreisten Affen, der sich angeschlichen hatte, auf den Tisch sprang, die Banane griff und blitzschnell wieder weg war – Douglas hatte uns vorgewarnt.

Unser heutiges Quartier war eine Lodge in der Nähe des Tarangire Nationalparks, die wir gegen 18Uhr erreichten – Straßenverhältnisse und Entfernungen sind in Afrika nun einmal etwas anders, als in Europa. Wir aßen gemeinsam zu Abend und quatschten noch eine halbe Ewigkeit über Gott und die Welt. Winita entpuppte sich hierbei als Hardliner, was Verschwörungstheorien bezüglich Corona und den Einsatz von 5G als Waffe gegen die Bevölkerung betrifft, dennoch war sie sehr sympathisch.

Tag 2 – Auf dem Weg in die Serengeti – Camping für Fortgeschrittene

Nachdem wir am nächsten Morgen erneut unser Gepäck umgepackt hatten und den Großteil davon in der Lodge zurücklassen mussten, es musste Platz geschaffen werden für das gesamte Camping-Equipment, starteten wir zu unserem Weg in die Serengeti – dem Highlight der gesamten Tour. Begleitet wurden wir nun zusätzlich noch von Alid, unserem Koch für die nächsten Tage. Ein Meister am Gaskocher und witziger Typ.

Der Weg war recht weit und wir mussten vor der Serengeti den Ngorongoro Krater passieren, den wir zum Ende unserer Tour noch einmal besuchen würden. Zwischen Krater und Beginn der Serengeti machten wir unsere Mittagspause und lernten hierbei ein deutsches Pärchen mit Kindern kennen – das blau-gelbe Lok Leipzig Trikot des Ehemanns, hatte Andreas schon auf mehrere hundert Meter Entfernung erkannt. Wir unterhielten uns eine Weile, bis Douglas mehrfach zum Aufbruch rief. Gegen 17:30 erreichten wir unseren Zeltplatz und im Nu wurde das Auto entladen und die Zelte wurden aufgebaut. Henry bemerkte erst jetzt, dass wir wirklich mitten in der Serengeti in normalen Zelten schlafen würden – ohne einen Zaun um den Zeltplatz herum. Kurzentschlossen ließ er sich von Douglas in eine Lodge fahren um dort zu schlafen – so blieb uns ein Bier mehr, welches wir unter den Verbliebenen aufteilen konnten. Das verrückte, laute Team bespaßte den gesamten Platz und die Küche, während wir Alid beim Kochen halfen, sangen, tanzten und laute Musik hörten. Nicht alle Zeltplatzbewohner waren davon angetan und wir ernteten teilweise „Blicke“. Einem der Köche konnte man folgendes vom Gesicht ablesen, als er Jasmin beim Kochen sah: „Na toll … jetzt nehmen uns diese Weißen schon die Jobs in der Küche weg.“ Der Großteil freute sich jedoch über unseren bunten Haufen und machte jeden Spaß mit.

Nach dem Essen sahen wir, dass wir wirklich mitten in freier Natur waren – eine Hyäne hatte sich mitten ins Camp getraut und suchte nach Fressen bei der Küche, keine 5m von uns entfernt. Genauso schnell, wie sie erschienen war, verschwand sie wieder im Dunkel der Nacht, als sich weitere Personen näherten. In der Nacht waren Hyänen und Löwen zu hören, die umherzogen. Obwohl Andreas sich einen Spaß mit den 3 Damen des Nachbarzeltes erlaubt hatte – er spielte Hyänengeräusche ab und kratzte am Zelt – schliefen in dieser Nacht alle wunderbar.

Tag 3 – Serengeti – Überall Katzen

Nach einem schnellen Frühstück, brachen wir zu unserem morgendlichen Game Drive auf. Douglas hatte Henry wieder von seinem externen Schlafplatz zu unserer Gruppe zurückgebracht und wir waren somit wieder vollzählig. Die Sonne war erst kurz zuvor aufgegangen und das Licht war einfach atemberaubend.

Während Douglas nach ersten Tieren Ausschau hielt, dauerte es nicht lange bis wir (einmal mehr) wahnsinniges Glück haben sollten. Direkt vor uns auf der Straße hatte es sich ein Rudel Löwen gemütlich gemacht – Weibchen, Männchen und Jungtiere schienen gut genährt und ließen sich daher überhaupt nicht von uns und unseren Fahrzeugen aus der Ruhe bringen (Entfernung teilweise nur einen Meter). Wir blieben etwa eine halbe Stunde und beobachteten jeden einzelnen Schritt dieser schönen Tiere, die gefühlt in ihrer gesamten Art und Weise eine gewisse Arroganz oder besser gesagt Erhabenheit ausstrahlen. Wenig später sahen wir neben Elefanten, Giraffen, Gnus (hier genannt Wild Beast) auch wieder Geparden und einen Leopard.

Nach einem längeren Aufenthalt an einem Hippo-Pool mit sehr vielen Flußpferden, wo es aufgrund von Revierstreitigkeiten richtig „zur Sache ging“, mussten wir gegen 11:30 leider schon wieder in Richtung Camp aufbrechen. Teilweise war die Fahrt extrem holprig und an einer besonders schwierigen Stelle, wären wir fast steckengeblieben – Douglas brachte unseren riesigen Toyota Land Cruiser geschickt aus dieser Situation. Nach unserem Mittag verließen wir unser Camp in Richtung unseres nächsten Zeltplatzes beim Ngorongoro Krater. Auf dem Weg dorthin passierten wir wieder die unendlichen Weiten der Serengeti, wo wir Millionen von Gnus und Tausende Zebras sehen konnten – es war die Zeit der kleinen Migration dieser Tiere in den südlichen Teil der Serengeti (aus der Masai Mara in Kenia kommend). Dieser Anblick war atemberaubend und selbst eine Hyäne posierte zum Abschied für uns.

Am Zeltplatz angekommen, standen bereits unsere Zelte vom Vortag aufgebaut bereit – wir hatten keine Ahnung, wie Douglas und Alid diesen Zaubertrick vollbracht hatten. Wir hatten ein sehr gutes Abendessen – inklusive einer Bowle, die Jasmin aus frischen Früchten, dem sehr süßen Weißwein (den wir schon am Vorabend „genossen“ hatten) und einer Flasche Konyaki (eine Art hochprozentiger, lokaler Gin) zubereitet hatte. Selbst Douglas und Alid waren begeistert und nach dem Essen erzählten wir noch eine Ewigkeit mit Douglas, der uns leicht angetrunken über seine und die Masai-Kultur, Hochzeiten und andere Bräuche (inklusive Beschneidungen und Veränderungen der über 150 Stämme in Tansania) aufklärte. Immer wieder kam es zu leichtem Kopfschütteln auf beiden Seiten – hier trafen eben 2 total unterschiedliche Kulturen aufeinander. Die Stimmung war dennoch sehr entspannt, freundlich und interessiert. Eine gewisse Zeit lang waren wir eh an die Küche gebunden, da Büffel (sehr gefährlich – verantwortlich für die zweitmeisten Toden in Afrika) über den Zeltplatz liefen und wir, wenn wir etwas aus dem Zelt benötigten, nur eskortiert von einem Ranger mit starker Taschenlampe und AK-47 die 10m zu unserem Zelt gehen durften. Auch in der Nacht konnten wir die Büffel noch in unmittelbarer Nähe hören.

Tag 4 – Ngorongoro Krater – Ein sehr seltener Fund

Der letzte Tag starte nach dem Frühstück leider mit einem kleinen Unfall. Mel hatte beim Verlassen der Küche leider nicht auf den Boden geachtet. Dort verlief eine ca. 30cm tiefe Sickerrinne, abgedeckt mit einem Metallgitter. In besagtem Gitter war leider ein so breiter Spalt, in den sie trat und sich am Metall etwas das Bein aufschnitt. Douglas, Alid und Andreas waren sofort zur Stelle um die Wunde zu reinigen und einen ersten Verband anzulegen.

Nach diesem Schock fuhren wir in Richtung Kraterrand um von dort, 600m tief, in den Krater einzufahren. Das Wetter war sehr wolkig und feucht, sodass Andreas nun für den Tag der Rooftop-Engineer wurde, der alle halbe Stunde das Popup-Dach des Land Cruiser öffnen und schließen „durfte“. Dabei klemmte er sich einmal die Haut der Hand so im Metallscharnier ein, dass er nun auch eine blutende Wunde an der Hand hatte – dies war wohl unser „spezieller“ Tag. Bei einer kurzen Pause an einem kleinen See, der voller Flußpferde war, kümmerte sich „Dr.“ Henry nochmals um Mels Bein – neuer Verband, Salbe und Creme (er war bestens ausgerüstet, um Infektionen zu vermeiden).

Neben den schon bekannten Elefanten, die wir nochmals ganz nah betrachten konnten, sahen wir eine Hyäne mit „frischer“ Beute und 2 faule, schlafende Löwen. Am Ende unserer Tour im Krater sahen wir in sehr weiter Entfernung noch eine Besonderheit, die wirklich selten zu finden ist. Wir sahen 2 schwarze Nashörner. Diese sind sehr selten und leben größtenteils versteckt – schwarz sind sie, weil sie sich ausschließlich von bestimmten Blättern und nicht von Gras ernähren. Mit diesem Highlight verließen wir den Krater – zurück zur Lodge der ersten Übernachtung, um unser Gepäck abzuholen, um anschließend nach Arusha zurückzufahren, wo wir noch Telefonnummern mit Henry und Winita tauschten und uns danach über eine Dusche und ein warmes Essen mit kaltem Bier freuten. Erneut sollte die kommende Nacht sehr kurz werden.