Es ist der Morgen des 18.12. und wie versprochen stand unser Gummihühnchen-Zubereiter pünktlich um 04 Uhr vor unser Tür, um uns zu wecken. Der Kaffee war nicht das Gelbe vom Ei, dafür wurden wir vom kurzen Frühstück einmal mehr nicht enttäuscht. Der frische Saft und vor allem die frischen Früchte haben hier nunmal einen Geschmack, den man so in Deutschland leider nicht bekommt. Mit gefüllten Mägen ging es nun an die 2,5-stündige Fahrt zum Ranger-Hauptquartier des Bwindi Forest. Der ursprüngliche Plan sollte uns eigentlich zu einem anderen Rangerposten führen, doch Hamzas Wahl für das Hauptquartier sollte sich noch als gute Entscheidung herausstellen. Dort angekommen konnten wir noch die Ranger beim Morgen-Appell beobachten. Danach wurden wir nach CoVid-Symptomen befragt und es wurde mal wieder die Temperatur gemessen – diesmal war die Anzeige mit 36,1 Grad Celsius doch eher in den Regionen, die wir kannten – das übliche „Ohhh. Very good.“ gab es kostenlos dazu. Unser Ranger-Truppführer Cosmas stellte sich kurz vor und gab uns ein kurzes Briefing. Er war etwas erstaunt, dass wir auf der kommenden Tour unsere Rucksäcke selber tragen wollten und auf die Hilfe der lokalen Träger verzichteten. Um kurz nach 08:30 starteten wir unsere Wanderung. Auf den ersten Kilometern zeigte uns Cosmas den „female“-Tree und den „male“-Tree.

Doch was taten wir hier eigentlich, mitten im Dschungel des ugandischen Hochlandes im Buhoma-Sektor? Wir waren auf der Suche nach den Berg-Gorillas der Rushegura-Gruppe, welche aus 19 Mitgliedern besteht. Bereits ca. 2 Stunden, bevor unsere kleine 5-Mann-Gruppe losgezogen war (Truppführer Cosmas, die bewaffneten Ranger Richard und Mattias, Mel und Andreas), waren 2 Scouts in das Dickicht aufgebrochen um die Spuren der Gorillas zu finden und uns über Funk anzuleiten. So kämpften wir uns 2 Stunden bergauf durch den Dschungel, immer wieder von kurzen Pausen unterbrochen um Luft zu schnappen. Es war warm, feucht, sehr steil und rutschig. Dass wir während der gesamten Zeit unsere Masken tragen mussten, machte es nicht leichter ordentlich Luft zu bekommen. Auf dem Weg erzählten und blödelten wir viel mit Cosmas herum – wieder zeigte sich die ugandische Leichtigkeit des Lebens. Cosmas erzählte viel Interessantes über das Leben und die Ausbildung zum Ranger und zeigte uns viel in dieser wunderschönen Natur. Auch warnte er uns immer wieder vor den kleinen Gefahren des Dschungels – beispielsweise den doch relativ großen Waldameisen, deren Krieger zwar nicht giftig sind, die Bisse jedoch sehr schmerzhaft. Diese Krieger greifen übrigens jedes Lebewesen an, das CO2 ausstößt.

Wir machten erneut eine kurze Rast und Cosmas teilte uns mit, dass wir nur noch knappe 30min von den Scouts entfernt waren, die die Gorilla-Gruppe tatsächlich aufgespürt hatten. Frohen Mutes und voller Erwartung, was wir gleich erleben sollten, machten wir uns auf das letzte Stück des Wegs. 200m bevor wir den Kontakt zu den Gorillas aufnahmen, trafen wir auf die Scouts Fred und Royal(?) und es gab das wichtige Briefing wie wir uns in der Nähe der Tiere zu verhalten haben: niemals wegrennen (als ob das in diesem Dickicht für Europäer möglich wäre), langsame Bewegungen, wenn es unbedingt sein muss nur leise sprechen und wenn möglich nur bei guter Laune (während sie essen) den Gorillas in die Augen schauen. Nur wenn man sich strikt an diese Regeln hält, sind die Gorillas „neutral“ und betrachten uns als freundlich bzw. als Teil des Ökosystems, in dem sie selbst leben. Auch wurde sehr genau auf die Einhaltung der Zeit geachtet – maximal eine Stunde darf man sich in der Nähe der Gruppe aufhalten. Diese kommende Stunde sollte einer der magischsten Momente in unserem Leben werden – die Gorillas so nah erleben zu dürfen werden wir wohl nie vergessen. Die ganze Art der Gorillas und ihr Umgang miteinander ließ uns teilweise vergessen, dass wir hier unter wilden Tieren waren. Die Scouts erzählten uns jedoch auch, wie menschlich diese Tiere sind – sie haben schon Gorillas gesehen, die sich küssen, gegenseitig streicheln und trösten. Sie erlebten auch, wie sogar der Silberrücken die weiblichen Tiere der Gruppe zurückgehalten hat zu hoch auf die Bäume zu klettern, wenn sie die Babys auf dem Rücken tragen, um diese nicht zu gefährden.

Auf dem Rückweg ins HQ legten wir einen kurzen Stop für ein kleines Dschungeldinner ein um gestärkt den Abstieg anzugehen. Nach etwas mehr als einer Stunde kamen wir vollkommen durchgeschwitzt und überglücklich wieder im Tal an. Cosmas überreichte uns noch Zertifikate für die Teilnahme am Gorilla-Tracking und wurde nicht müde uns zu erklären, wie wichtig der Erhalt solch geschützter Räume ist um auch unseren Nachkommen noch die Möglichkeit zu geben, diese sanften Riesen in der freien Natur erleben zu können. Er erklärte uns zu offiziellen Botschaftern des Bwindi Forest und der hier lebenden Berggorillas. Auch war er so begeistert von unserer Kondition, dass er meinte, wenn wir am nächsten Tag noch einmal zurückkommen könnten, hätte er ein besonderes Geschenk für uns. Leider war uns dies nicht möglich und so blieb vor Abfahrt nur noch der Eintrag ins Gästebuch und eine kleine Spende.

Auf der knapp 5-stündigen Fahrt zu unserer Unterkunft, der Eco Resort Lodge, am Lake Bunyonyi setzte – das erste Mal seit wir in Afrika angekommen waren – zunächst leichter Regen ein und so konnten wir das Erlebte noch einmal Revue passieren lassen.